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Jugendklimakonferenz in LüneburgVon wegen kein Interesse mehr am Klima

Es braucht Räume, um die komplexen Fragen der Erderhitzung zu diskutieren, sagen junge Menschen – und finden sie bei der lokalen Jugendklimakonferenz.

Die großen Klimastreiks sind vielleicht vorbei, aber das heißt nicht, dass die Klimakrise keine Thema mehr ist, zeigt Lüneburg Foto: Imago
Charlotte Kranenberg

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Charlotte Kranenberg aus Lüneburg

taz | Belém, Brasilien, wird in rund drei Wochen zum Austragungsort der 30. Weltklimakonferenz (COP30). Im deutschen Lüneburg versammelten sich bereits am Wochenende rund 1.600 junge Erwachsene zwischen 14 und 30 Jahren aus ganz Deutschland und der Welt zur lokalen Jugend-Klimakonferenz (LCOY).

Im Fokus standen keine Beschlüsse oder Forderungen, sondern Austausch, Vernetzung und das gegenseitige Bestärken, dass das Interesse junger Menschen an der Klimakrise ungebrochen ist. Das Programm: über 200 Veranstaltungen, darunter Podiumsgespräche zu Klima und Rechtsruck, Workshops zur Klimakommunikation und internationaler Klimapolitik.

Die Stimmung auf der Konferenz ist positiv. Bei einem Podium zur Frage „Ist uns das Klima egal geworden?“ widersprechen die Red­ne­r*in­nen aus Politik, Wissenschaft, Medien und Zivilgesellschaft einstimmig. „Die Debatte ums Klima ist zwar in den Hintergrund gerutscht und klimapolitische Fortschritte drohen in Frage gestellt zu werden“, sagt Elena Kold, Journalistin bei Correctiv. Aber in der Gesellschaft sei das Thema gesetzt.

Die 17-jährige Janneke aus Leipzig war bereits im letzten Jahr bei der LCOY. Dieses Mal ist sie mit einer Gruppe Mit­schü­le­r*in­nen und der Frage, wie Schulen nachhaltiger gestaltet werden können, wiedergekommen. Die Konferenz beschreiben sie als einen Ort, der „Bewusstsein für Probleme schafft und Hoffnung gibt, weil so viele engagierte Menschen zusammenkommen“.

Übungsraum, auch für Verständnis

Für Line Niedegger, die selbst einen Workshop zu der zunehmenden Kriminalisierung von Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen gibt, ist die Konferenz ein Übungsraum. „Hier können wir die Klimakrise in ihrer ganzen Komplexität verstehen und diskutieren und unsere Perspektiven und Expertise wirklich einbringen, statt nur symbolisch vertreten zu werden.“

Dass unter den rund 350 Red­ne­r*in­nen auch Ver­tre­te­r*in­nen von Wirtschaftsverbänden, Ministerien und Parteien wie der FDP und dem BSW vertreten sind, sehen einige Teilnehmende kritisch. „Ich hätte mir auf der LCOY insgesamt mehr Systemkritik gewünscht“ sagt der 22-jährig Marvin Best. Nach einer intensiven Frage-Antwort-Runde mit dem klimapolitischen Referenten des Bundesverbands der Industrie, Marc Oppermann, sind sich aber alle einig. „Diskussionen über die Lager hinweg sind fruchtbar und wichtig und es bräuchte mehr Austauschräume wie diesen“, so Oppermann

Gefördert wurde die größte Jugend-Klimakonferenz Europas, die für alle Teilnehmenden kostenlos war, vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und dem Bundesministerium für Umwelt und Klimaschutz. Auch die BUND-Jugend veranstaltet Mitte November einen „Youth Hub – Bélem in Berlin“ parallel zum UN-Klimagipfel, bei dem junge Menschen die COP30 kritisch begleiten können.

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