Erdüberlastungstag immer früher: Menschen haben natürliche Ressourcen für 2025 aufgebraucht
Diesen Donnerstag haben die Menschen rechnerisch alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die die Erde 2025 bereitstellen kann.

Seit 1961 wird dieser Tag, der „Earth Overshoot Day“ berechnet. Er ist ein Indikator für die Nutzung der biologischen Kapazität und Regenerationsfähigkeit der Umwelt. Und jedes Jahr erschrecken die Experten aufs Neue. Denn der „Earth Overshoot Day“ verschiebt sich immer weiter nach vorn im Jahr. Nach Berechnungen des Global Footprint Network bräuchte die Menschheit derzeit statistisch 1,8 Erden, um ihre Bedürfnisse nachhaltig zu decken.
1987 lebte die Menschheit erstmals auf zu großem Fuß. Damals fiel der Erdüberlastungstag auf den 19. Dezember. 1995 hatten die Menschen bereits am 21. November jene Ressourcen verbraucht, die eigentlich bis zum Jahresende reichen müssen. 2011 war es der 21. August; 2022 der 28. Juli. Theoretisch dürften wir Menschen dann der Natur keine Rohstoffe mehr entnehmen, nicht einmal mehr Trinkwasser. Weil wir es aber trotzdem weiterhin tun, zapfen wir das grüne Kapital der Erde an: Wir leben quasi auf Pump.
Immer mehr, immer früher
Einzig das Jahr 2020 bildete eine Ausnahme, die weltweite Corona-Pandemie sorgte dafür, dass der Erdüberlastungstag zurück auf den 22. August fiel. Aber dies war laut Global Footprint Network nur kurzfristig – schon im Jahr 2021 hatte der Earth Overshoot Day wieder das Niveau von 2019 erreicht.
Kohlendioxid macht den größten Anteil an der ökologischen Überschuldung aus. Wir stoßen davon deutlich mehr aus, als die Erde absorbieren kann. Die Kohlendioxid-Emissionen machen mehr als die Hälfte unseres Fußabdrucks global betrachtet aus. Den produzierten Treibhausgasen wird jene Fläche gegengerechnet, die nötig wäre, um die gleiche Emissionsmenge auf natürliche Weise langfristig zu binden – etwa in Mooren oder Wäldern.
Dabei steigen die Emissionen jedes Jahr auf einen neuen Rekord, 2024 waren es 41,6 Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalente. Gleichzeitig sinkt die Waldfläche. Laut einer Erhebung des WWF wurden im Jahr 2024 rund 30 Millionen Hektar (300.000 km²) Waldfläche durch Feuer vernichtet – fast so viel, wie die Bundesrepublik Fläche besitzt. Das ist die zweithöchste Brandfläche der letzten 40 Jahre und etwa doppelt so viel wie im Vorjahr.
Dabei ist das Plündern der natürlichen Ressourcen weltweit unterschiedlich verteilt: Würden alle auf der Welt so leben wie die US-Amerikaner, wären fünf Erden notwendig, um die Nachfrage nach Rohstoffen zu decken. Wenn alle so haushalten würden wie die Deutschen, wären drei Erden nötig: Der „deutsche“ Erdüberlastungstag war in diesem Jahr am 3. Mai.
Wie absurd unser Ressourcenverbrauch ist, wird in einigen Fakten deutlich: Es ist in Deutschland oft billiger, sich ein paar neue Schuhe zu kaufen, als alte zum Schuster zu bringen. Nach einer Erhebung von Greenpeace besitzt jede erwachsene Person (18 bis 69 Jahre) in Deutschland im Durchschnitt 95 Kleidungsstücke – ohne Unterwäsche und Socken. 58 Prozent der 18- bis 29-Jährigen gaben an, noch nie zu einem Schuster gegangen zu sein. Weil es oft teurer ist, ein kaputtes Radio in eine Reparatur zu geben, als ein neues zu kaufen, gibt es in vielen Städten gar keine Werkstatt dafür.
„Wir leben in einem System, das immer mehr an seine Grenzen kommt“, erklärt Olaf Bandt, der Vorsitzende des „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“. Nötig seien rasche Maßnahmen von der Bundesregierung, um den Ressourcenverbrauch deutlich zu senken. „Wir können gegensteuern: Mit besseren Mehrwegsystemen verbrauchen wir weniger Verpackungen und Plastik. Durch gutes Design halten unsere Elektrogeräte länger und sie sind leichter zu reparieren. Das ist nicht nur sinnvoll für die Umwelt, sondern schont auch noch den Geldbeutel.“
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