piwik no script img

Weniger Elektroautos in den USATrump streicht Anreize für Stromer

Das umstrittene US-Steuergesetz beendet auch Beihilfen für E-Fahrzeuge. Das wird den Siegeszug der Elektrowagen dort verlangsamen, aber nicht stoppen.

Tesla-Fahrzeuge in Seattle: Trumps Steuergesetz ist nicht gut für den Absatz Foto: dpa

Berlin taz | Es bringt nicht nur drastische Kürzungen bei der staatlichen Krankenversicherung Medicaid oder der Lebensmittelhilfe SNAP – die US-Regierung kappt mit ihrem umstrittenen Steuergesetz, das der Kongress am Donnerstag billigte, auch die Anreize für den Kauf von Elektrofahrzeugen.

Neben dem Wegfall von Beihilfen für Windräder und keinen Zuschüssen zur Reduzierung von Luftverschmutzung und Treibhausgasemissionen streicht Trumps „Big beautiful bill“, englisch für „großes, wunderschönes Gesetz“, auch Steuergutschriften in Höhe von bis zu 7.500 US-Dollar für Elektroautos. Die Beihilfen hatte Präsident Joe Biden 2022 als Teil seines Inflationsreduktionsgesetzes (IRA) eingeführt. In Deutschland war der Umweltbonus in Höhe von 4.000 Euro in Folge des Sparurteils des Bundesverfassungsgerichts Ende 2023 abrupt gestrichen worden. Danach brach der Markt ein.

Das Ende der Subventionen werde den Kauf von Elektrofahrzeugen in den USA verlangsamen, aber nicht stoppen, heißt es in einer aktuellen Untersuchung des Thinktanks BloombergNEF. Während bislang prognostiziert wurde, dass im Jahr 2030 48 Prozent der verkauften Neuwagen reine Elektroautos sind, geht das Salata Institute for Climate and Sustainability der Harvard Universität nun davon aus, dass es ohne Kaufbeihilfen nur noch 37 Prozent sein werden. Mittelfristig werde der Siegeszug der Elektrischen andauern.

Laut den Ex­per­t*in­nen liegt das daran, dass Elektroautos besser und billiger geworden sind, außerdem an der gewachsenen Anzahl der Modelle. Der Anstieg der Verkaufszahlen werde ohne Subventionen um etwa zwei Jahre abgebremst, sagt Salata-Expertin Elaine Buckberg zu Bloomberg. Derzeit sind 26 Prozent der in den USA verkauften Personenkraftfahrzeuge elektrisch betrieben.

„Amerikaner mit niedrigem Einkommen bezahlen“

Stromer hatten sich in den USA seit der Einführung des IRA stark verbilligt. Der durchschnittliche Preis eines Elektroautos in den USA lag Anfang 2023 bei 64.700 US-Dollar. Im April 2025 kostete ein Elektrofahrzeug im Schnitt 59.900 Dollar, inflationsbereinigt 7,4 Prozent weniger. Kaufanreize in 17 US-Bundesstaaten können die Kosten weiter senken. Da Autohersteller und Händler zudem üppige Rabatte anbieten, kostet ein Nissan Leaf beispielsweise inzwischen unter 20.000 Dollar.

Außerdem hat sich das Angebot drastisch verbessert: Gab es vor gut zwei Jahren nur 11 E-Modelle für weniger als 47.500 Dollar zu kaufen, stehen heute doppelt so viele zur Auswahl.

Der Wegfall der Subventionen werde vor allem nicht so begüterte Käu­fe­r*in­nen treffen, sagt Ingrid Malmgren von der Elektroauto-Lobbyvereinigung Plug In America zu Bloomberg. „Die Auswirkungen, wie so viele im Steuerpaket, werden übermäßig von Amerikanern mit niedrigem Einkommen bezahlt.“

Das Ende der Steuergutschriften für Elektrofahrzeuge ist nur ein Teil von Regelungen, die Verbrennerautos bevorzugen. Auch ein 5 Milliarden Dollar schwerer Plan für den Bau von Ladestationen an zwischenstaatlichen Korridoren und in Gemeinden mit niedrigem Einkommen wurde von Trumps Regierung eingefroren.

Das Weiße Haus hat auch versprochen, fossile Emissionen weniger stark zu regulieren und will das in Kalifornien geplante Aus für den Verkauf von Verbrennermotoren ab 2035 verbieten. Rechnet man das noch mit ein, werde das die Dynamik des Verkaufs von E-Autos sogar noch weiter abbremsen: BloomergNEF prognostiziert, dass dann bis 2030 insgesamt nur 27 Prozent des US-Automarktes elektrisch ist.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!