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Tenniszirkus mit Familie

Etliche Tennisprofis in Wimbledon sind Mütter. Sie kümmern sich um ihre Kinder trotz des vielen Reisens

Von Jörn Allmeroth

Als Kim Clijsters im September 2009 freudestrahlend mit dem US-Open-Siegerpokal posierte, war alles ungewöhnlich. Denn in der Arthur-Ashe-Arena stand die Belgierin nicht allein im Blitzlichtgewitter, sondern bei ihr war ihre 18 Monate alte Tochter Jada. „Es war ein absolut irreales Erlebnis“, sagt Clijsters.

Sie landete in den Schlag­zeilen: die erste Mutter seit Evonne Goolagong 1980, die ­einen Major-Coup errungen hatte. Beim Tennisturnier in Wimbledon sind in diesem Jahr rund zwei Dutzend Mütter am Start, auch einige berühmte wie die Japanerin Naomi Ōsaka, die Belarussin Victoria Azarenka, die Ukrainerin Elina Svitolina, die Schweizerin Belinda Bencic oder die Tschechin Petra Kvitová.

Und eben auch Tatjana Maria (37), aus dem schwäbischen Bad Saulgau, die erst kürzlich das Wimbledon-Vorbereitungsturnier in Queens gewann. In den vergangenen Jahren hat sich Maria sehr für die Belange von Spielerinnen mit Kindern eingesetzt. Sie kämpfte gegen etwa unzureichende Kinderbetreuung, aber vor allem störten sie die Regelungen. Als Maria nach der Geburt der Töchter jeweils ihre Comebacks startete, musste sie noch auf das sogenannte „Protected ranking“ zurückgreifen. Das ist eigentlich ein Schutzmechanismus für Profis, die aus einer Verletzungspause kommen.

Eine ehemalige WTA-Funktionärin sagt selbstkritisch: „Die Tennisorganisationen haben sich um alles Mögliche gekümmert: um bessere Spielerlounges, besseres Essen, bessere Fahrdienste. Aber nicht um Spielerinnen, die eine Familie gegründet haben. Oder gründen wollten.“ Maria bestätigt das: Die Unterstützung der Touroffiziellen sei jahrelang „ziemlich dürftig gewesen“. Ihr Engagement zeitigte Erfolge: Im Frühling wurde verkündet, dass nun vielen Spielerinnen ein bis zu zwölfmonatiger bezahlter Mutterschaftsurlaub zusteht.

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