Internationale Gletscherkonferenz: Retter des ewigen Eises gesucht
Schmelzende Gletscher bedeuten weniger Trinkwasserspeicher. In Tadschikistans Hauptstadt Duschanbe berät die Weltgemeinschaft, was zu tun ist.

Die Folgen der Gletscherschmelze zeigen sich zum Beispiel in Lima: Perus Hauptstadt liegt in einer der trockensten Gegenden der Welt, über Jahre gemittelt, gibt es dort lediglich 13 Millimeter Regen pro Jahr auf den Quadratmeter. Das ist fast viermal weniger Niederschlag als in der Sahara.
Überleben können die fast zehn Millionen Einwohner nur, weil es drei Flüsschen gibt, die Trinkwasser aus den Anden transportieren – der Rio Chillón im Norden, der Río Rímac im Zentrum und der Rio Lurin im Süden. Gespeist werden diese Lebensadern Limas von Andengletschern. Noch. Denn wegen der steigenden Temperaturen durch den Klimawandel sind diese spätestens in zehn Jahren verschwunden.
Dass die Gletscherschmelze lebensbedrohlich ist, darauf will die UNO verstärkt hinweisen: Sie rief das Jahr 2025 zum „Internationalen Jahr des Erhalts der Gletscher“ aus. Damit es aber nicht nur bei Symbolpolitik bleibt, tritt nun die Konferenz in Duschanbe zusammen. Die „Duschanbe Deklaration“ soll im Herbst auf der UN-Generalversammlung beraten werden und in die Weltklimakonferenz COP30 im November im brasilianischen Belem einfließen.
Wasser und Klima brauchen Geld
Zudem soll ein Fonds für den Gletscherschutz gegründet werden. Die UNO erklärt das Ziel der Konferenz so: „Durch die Verknüpfung von Wasser- und Klimaagenda zielt die Konferenz darauf ab, die Bemühungen zum Gletscherschutz mit den globalen Zielen für Wasser-, Energie- und Ernährungssicherheit zusammenzubringen.“ Die Bundesrepublik wird von Spezialisten der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GIZ und des Umweltbundesamtes, sowie durch den Botschafter in Tadschikistan vertreten.
Dass die Konferenz gerade hier in Zentralasien zusammen trifft, kommt nicht von ungefähr: In Tadschikistan ist bereits ein Drittel der Gletscherfläche verschwunden, Zentralasien ist von den Folgen der Klimaerhitzung ähnlich stark betroffen wie Europa. „Bei uns ist die Temperatur in nur 40 Jahren im Jahresmittel um 2 Grad gestiegen“, erklärt Vladimir Romanovsky vom Institut für Wasserprobleme und Hydroelektroenergie an der Kirgisischen Akademie der Wissenschaften. „Und wenn das so weiter geht, wird sie 2070 5 Grad höher sein“, sagt Romanovsky.
Aktuelle Hitzerekorde
Gerade erst gab es ungewöhnlich früh im Jahr eine schwere Hitzewelle: In mehreren Ländern wurden neue Temperaturrekorde gemessen, in Kirgistans Hauptstadt Bischkek kletterte das Thermometer Mitte Mai auf 37,1 Grad. Hier gibt es auch den größten kontinentalen Gletscher der Welt. Der Vanch-Yakh liegt im Pamir und ist 70 Kilometer lang und bedeckt über 700 Quadratkilometer Fläche – noch. Denn binnen der vergangenen 80 Jahre ist er um einen Kilometer zurückgegangen, was den Verlust von ungeheuren Mengen Trinkwasser bedeutet.
Auch in den Alpen ist die Gletscherschmelze dramatisch: Binnen der letzten 25 Jahre tauten rund 39 Prozent des Gletschereises, wie eine im Februar veröffentlichte Studie ergab. „Die heutige Größe der Gletscher lässt sich nicht mehr retten, selbst wenn alle Länder augenblicklich auf die Emissionen von Treibhausgasen verzichten würden“, erklärt Christian Sommer von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, der an der Studie beteiligt war.
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