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Tatverdächtiger von BielefeldHinweise auf islamistisches Motiv

Der Mann, der in Bielefeld fünf Personen verletzt haben soll, wurde festgenommen. Jetzt nehmen sich Deutschlands oberste Strafverfolger den Fall vor.

Bielefeld, 20. Mai: Rosen und Kerzen am Anschlagsort Foto: Friso Gentsch/dpa

Karlsruhe dpa | Nach dem Angriff eines Mannes auf mindestens vier Menschen vor einer Bar in Bielefeld hat die Bundesanwaltschaft wegen einer möglichen religiösen Motivation die Ermittlungen übernommen. Es bestehe der dringende Verdacht des versuchten Mordes und der gefährlichen Körperverletzung, teilte die Karlsruher Behörde mit.

Dem Tatverdächtigen werde zur Last gelegt, mit Messern gezielt auf Gäste eingestochen und dabei vier Menschen lebensgefährlich verletzt zu haben. Er werde verdächtigt, dass die Tat religiös motiviert war und als Angriff auf die freiheitliche demokratische Grundordnung zu verstehen sei. „Damit ist sie geeignet, die innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen“, hieß es von der Bundesanwaltschaft.

Der Tatverdächtige war am Montagabend auf der Flucht in Heiligenhaus bei Düsseldorf festgenommen worden. Früheren Angaben der Ermittler zufolge hatten bei dem Geschehen am fünf Menschen Verletzungen davongetragen. Grundlage des Haftbefehls waren aber vier Verletzte, die sicher Stichverletzungen erlitten hatten. Der Beschuldigte soll bei seinem Angriff ein Messer und einen Stab mit einer daran befestigten Klinge benutzt haben.

Der Tatverdächtige kommt aus Syrien, er wohnt in Harsewinkel bei Bielefeld. Er war bislang polizeilich nicht in Erscheinung getreten. Laut NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) war der Syrer über die Türkei nach Europa eingereist. Im Dezember 2023 habe das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ihm einen befristeten Schutzstatus ausgestellt, nachdem er in Deutschland Asylantrag gestellt habe. Die Ermittler gingen auch Hinweisen auf Kontakte des Verdächtigen in die islamistische Szene nach.

Laut Justizministerin voraussichtlich islamistische Motivation

Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) sagte am Dienstag, inzwischen hätten sich die Hinweise verdichtet, dass der Täter aus einer islamistischen Motivation gehandelt habe. Islamistischer Terrorismus zähle zu den größten Gefahren für die Sicherheit in Deutschland. „Der Messerangriff in Bielefeld am frühen Sonntagmorgen war von erschütternder Brutalität: Mehrere Angegriffene sind nur knapp mit dem Leben davongekommen“, fügte sie hinzu.

Bei der Festnahme des mutmaßlichen Angreifers in Heiligenhaus bei Düsseldorf hatte er nach Polizeiangaben Widerstand geleistet und war dabei leicht verletzt worden. Zeugenhinweise hätten die Ermittler auf die Spur des Tatverdächtigen gebracht. Polizisten eines Spezialeinsatzkommandos durchsuchten in Heiligenhaus mehrere Objekte.

Die Opfer gehörten zu einer Gruppe von Menschen, die in der Bielefelder Bar feierten. Darunter sollen nach dpa-Informationen auch Fußballfans gewesen sein. Der ostwestfälische Fußballclub Arminia Bielefeld hatte nach dem letzten siegreichen Saisonspiel am Samstag mit seinen Fans die Meisterschaft in der 3. Liga gefeiert.

Die Attackierten setzten sich nach bisherigen Angaben der Ermittler Schlägen zur Wehr und verletzten dabei auch den Angreifer. Dieser flüchtete. Am Tatort waren ersten Angaben zufolge mehrere Messer sichergestellt worden. Die Beamten fanden demnach außerdem auch eine vom mutmaßlichen Täter zurückgelassene Tasche mit Personaldokumenten sowie eine Flasche mit einer unbekannten, nach Benzin riechenden Flüssigkeit.

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3 Kommentare

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  • Ja, den gibt's schon - und in Harsewinkel wohnen ist noch nicht Strafe genug.

    Aber ... 4.20h in ... Bielefeld? Selbst nach einem Aufstieg ist das eigentlich nicht Ort und Platz, um möglichst auf einmal viele in die Ewigen Jagdgründe zu senden. Warten wir mal die Ergebnisse ab.

    • @Janix:

      Es gehört zwar offebar mittlerweile zur neuen Realität, dass es regelmäßig alle 1-2 Monate zu einem vergleichbaren Anschlag in Deutschland kommt. Da verstehe ich, dass man emotional etwas abstumpft. Aber ist das alles was Ihnen zu diesem mutmaßlich islamistisch motivierten Anschlag einfällt?

      Ich empfinde diese heimtükischen Anschläge als einen Angriff auf die Unbeschwertheit der Gesellschaft als Ganzes. Es ist Gift für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, wenn man Angst haben muss, die Teilnahme an in der Öffentlichkeit stattfindenen Aktitäten nicht zu überleben und deswegen auch schon präventiv Veranstaltungen (bspw. Stadtfeste, Karnevalsumzüge, etc.) abgesagt werden müssen, weil die Sicherheitskosten zu hoch sind.

      Natürlich kann es keine absolute Sicherheit geben und nur nach der starken Hand des Staates zu rufen, kann und darf keine Lösung sein. Gleichzeitig muss man feststellen, dass es Zeiten gab, die noch gar nicht so lange her sind, in denen es in dieser Häufigkeit nicht zu vergleichbaren Anschlägen gekommen ist. Auch diese Entwicklung treibt Menschen zur der AfD. Ja, eine gerechtere Gesellschaft ist die beste Prävention. Es müssen jedoch auch unmittelbar Lösungen her

      • @Disgusted:

        Über ihren verdeckten Hinweis zur Abstumpfung werde ich (tatsächlich) noch nachdenken.



        Ich hatte in meinem Leben auf einem öffentlich zentralen Platz tagsüber schon - von deutsch Sprechenden - auch schon mal ein Messer vor der Bauchschlagader vor sehr langer Zeit (was wirklich kein guter Ort für eine Messerspitze ist). Ich ließ und lasse mich davon nicht abhalten, mich unbeschwert in der Öffentlichkeit zu bewegen.



        Aus welchem Grunde da jemand falsch abbiegt, ob als Schwabinger Halbstarkenkrawall, als Maksim, Michael oder Murat, ist mir auch zweitrangig.



        NB: Guter Artikel in der Süddeutschen, wie kleine Gruppen größer in Stichproben wahrgenommen werden, als sie sind.

        Und handeln, als ob es keinen Terror gäbe. Dem Terror keine Herrschaft gewähren. Und den Terror bekämpfen. Und trotz Terror auch Unrecht bekämpfen, das Menschen aus der Nähe der Terroristen treffen mag. Unabhängig davon. Dem Terror die Herrschaft nicht gönnen.