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Nach Gewinneinbruch beim E-AutobauerTesla soll wieder Chefsache werden

Firmenchef Elon Musk will seine Arbeit für US-Präsident Donald Trump reduzieren und sich mehr um Tesla kümmern. Dort gibt es eine Menge Baustellen.

Mindestens eine Umdrehung zu viel: Elon Musks (l.) Auftritte für Donald Trump haben Zeit gekostet. Fehlte die für Tesla? Foto: Alex Brandon/AP/dpa

Bangalore/San Francisco rtr | Nach einem Gewinneinbruch bei Tesla im ersten Quartal will Firmenchef Elon Musk wieder mehr für seine Firmen arbeiten als für US-Präsident Donald Trump. Ab dem kommenden Monat werde er nur noch 40 Prozent seiner Zeit mit der Kostensenkungsbehörde Doge verbringen, erklärte Musk am Dienstag (Ortszeit).

Zuletzt war die Kritik an Musks umstrittenem Engagement bei der Behörde lauter geworden, die im Auftrag des US-Präsidenten umfangreiche Einsparungen und Entlassungen eingeleitet hat. Musk bestritt zugleich, dass sein politisches Engagement an der Seite von Trump dem Image der Marke Tesla schade.

Zum Jahresauftakt war der Absatz des Elektroautobauers gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 13 Prozent gesunken. Befremdet von Musks Politik, kehrten vor allem in Europa und auf dem wichtigsten US-Markt Kalifornien viele Kunden der Vorzeigemarke den Rücken. Tesla-Autos und -Filialen wurden zum Ziel von Protesten und Angriffen.

Der Umsatz des Automobilgeschäfts sackte um ein Fünftel auf knapp 14 Milliarden Dollar ab, der Nettogewinn nach Anteilen Dritter schrumpfte um 71 Prozent auf 409 Millionen Dollar. Die operative Marge lag mit 2,1 Prozent rund dreieinhalb Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Die Bruttomarge des Automobilgeschäfts fiel nach Berechnung von Reuters nicht ganz so stark wie von Analysten erwartet auf 12,5 Prozent nach 13,6 Prozent im Vorquartal.

Börsenwert halbiert

Musks Ankündigung, mehr nach seinen Firmen zu sehen, verhalf der Aktie nachbörslich zu Kursgewinnen. Gegenüber dem Höchststand im Dezember hatte sich der Wert mehr als halbiert. „Ich denke, dass mehr Aufmerksamkeit von Musk für Tesla positiv für die Aktie ist, aber um eine bedeutende Bewegung in der Aktie zu sehen, müssten wir eine Schlagzeile wie ‚Musk verlässt Doge, um sich wieder auf Tesla zu konzentrieren‘ sehen“, sagte Shawn Campbell, Berater und Investor bei Camelthorn Investments, der persönlich Tesla-Aktien hält.

Tesla leidet auch unter seinem überalterten Modellangebot. Umso wichtiger ist es, wann das schon lange erwartete neue Einstiegsmodell von Tesla auf den Markt kommt. Angekündigt ist die abgespeckte Version des Verkaufsschlagers Model Y für Ende des ersten Halbjahres. „Der günstige Tesla könnte die Wende bringen“, sagte Will Rhind, Chef des Wertpapierhändlers GraniteShares. „Elon muss die Frist unbedingt einhalten und das Fahrzeug selbst entwickeln.“ Tesla erklärte, die Einführung erschwinglicher Autos in der ersten Jahreshälfte liege im Plan. „Der Anlauf könnte langsamer sein, als wir ursprünglich gehofft hatten“, sagte Lars Moravy, der Vizepräsident für Technik. Auch die Robotaxi-Flotte soll im Juni in Austin/Texas starten – Musk sprach von Millionen autonomer Tesla-Fahrzeuge bis zum zweiten Halbjahr 2026.

Trumps Zollpolitik bremst

Trumps Zollpolitik mit einer starken Steigerung der Einfuhrabgaben, vor allem gegenüber China, trifft auch den Autobauer. Das Unternehmen will seine Jahresprognose in drei Monaten neu bewerten, da es „schwierig ist, die Auswirkungen der sich verändernden globalen Handelspolitik auf die Automobil- und Energieversorgungsketten zu messen“. Zudem könnten „sich ändernde politische Stimmungen einen bedeutenden Einfluss auf die Nachfrage nach unseren Produkten in der nahen Zukunft haben“. Analysten rechnen auch für das laufende zweite Quartal mit einem Absatzrückgang bei Tesla.

Der Autobauer stoppte wegen des von Trump verhängten Zolls von 145 Prozent gegen China den Einkauf von Teilen dort. Da China mit Vergeltungszöllen reagierte, nimmt Tesla in China keine Bestellungen der importierten Modelle S und X mehr an. Musk liegt hier nicht auf einer Linie mit Trump und bekräftigte, dass er nichts von hohen Zöllen halte. Auch Tesla sei nicht immun gegen allgemeine Nachfrageschwäche. Die wirtschaftliche Unsicherheit könne Verbraucher bei großen Anschaffungen wie Autos zögern lassen. Auch für Teslas Geschäft mit erneuerbarer Energie erwartet Musk einen Dämpfer durch den politischen Umschwung.

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