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Friedensverhandlungen UkraineHoffen auf Neuanfang

Ein Gespräch im Petersdom zwischen Wolodymyr Selenskyj und Donald Trump stimmt die Ukraine optimistisch. Im Anschluss kritisiert der US-Präsident Putin.

Alle Wege führen über Rom? Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und US-Präsident Donald Trump unterhalten sich wieder Foto: Ukrainischer Präsident via ap

Berlin taz | Das erste Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und seinem US-Amtskollegen Donald Trump seit dem Eklat im Weißen Haus vor fast genau zwei Monaten hat Hoffnungen auf einen Neuanfang in der Suche nach einem gerechten Frieden für die Ukraine geweckt. Kurz vor der Trauerfeier für den verstorbenen Papst Franziskus am Samstag in Rom setzten sich die beiden Präsidenten zu einem Gespräch im Petersdom zusammen – auf Augenhöhe, auf schlichten Stühlen, ohne Zuhörer. Nach dem 15-minütigen Gespräch gingen sie nacheinander hinaus und nahmen in der ersten Reihe zur Trauerfeier Platz. Selenskyj erhielt Beifall aus der Menschenmenge, der US-Präsident nicht.

Am 28. Februar hatte Trump Selenskyj im Weißen Haus vor laufender Kamera gedemütigt und den Besuch des Ukrainers vorzeitig abgebrochen. Die Bilder waren um die Welt gegangen und hatten, von Trump unwidersprochen, den Eindruck verstärkt, dass der US-Präsident nichts von seinem ukrainischen Amtskollegen hält und im Ukrainekrieg die Position Russlands vertritt.

Nun gibt es neue Bilder, die einen anderen Eindruck erzeugen. „Potentiell historisch“ nannte Selenskyj das Treffen; das Weiße Haus nannte es „sehr produktiv“. Trump lobte das Gespräch später in sozialen Medien und erklärte, es gebe „keinen Grund“ für die fortgesetzten russischen Angriffe auf zivile Ziele in der Ukraine. „Es bringt mich zum Nachdenken, dass er (Putin) den Krieg vielleicht gar nicht beenden will, sondern mich nur hinhält – und anders behandelt werden muss“, so Trump.

Die Hoffnung ist nun, dass der vergangene Woche auf einem Gipfel in London präsentierte „Friedensplan“ der USA für die Ukraine nicht das letzte Wort bleibt. Dieser erfüllt derzeit ausschließlich russische Forderungen: Die Krim wird als russisch anerkannt und auch die Kontrolle über andere besetzte Gebiete der Ukraine bleibt bestehen, indem die geltende Frontlinie zur neuen De-Facto-Grenze wird. Die Nato nimmt die Ukraine nicht auf, die US-Sanktionen gegen Russland fallen. Auf dieser Grundlage sollen die Waffen schweigen und ukrainisch-russische Direktgespräche beginnen.

Niemand akzeptiert den US-Vorschlag

Sowohl in Moskau als auch in Kyjiw haben die Regierungen grundsätzlich Bereitschaft zu einem Friedensschluss geäußert, doch den US-Vorschlag haben beide noch nicht akzeptiert. Russland will die Front nicht einfrieren, sondern fordert den Rückzug der Ukraine aus weiteren Gebieten wie Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischja. Zudem verlangt Moskau eine weitgehende Entmilitarisierung der Ukraine und einen Regierungswechsel. Kyjiw hingegen plant einen Gegenvorschlag: Zuerst soll ein bedingungsloser Waffenstillstand in Kraft treten, dann sollen Friedensmodalitäten verhandelt werden – ohne die Vorgaben des US-Plans. Die Ukraine lehnt Gebietsverluste, Einschränkungen ihrer Streitkräfte und eine Begrenzung ihrer Bündnisfreiheit ab.

All dies besprach Selenskyj am Rande der Papst-Trauerfeier in Rom nicht nur mit Trump, sondern auch mit Emmanuel Macron, Keir Starmer, Giorgia Meloni und Ursula von der Leyen. In der Ukraine gingen die Kämpfe derweil an mehreren Frontabschnitten weiter. Nach ukrainischen Angaben beschoss Russland die Ukraine in der Nacht und am Sonntag mit fast 150 Drohnen. In Pawlohrad im Gebiet Dnipropetrowsk wurde eine Person getötet. (mit Agenturen)

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