Jobabbau in der Stahlbranche: Unschöner Dominoeffekt
Ein großer Jobbau in der kriselnden Stahlindustrie würde bundesweit zehntausende Arbeitsplätze kosten. Umsteuern auf grünen Stahl wäre eine Chance.
Deutschland ist in der EU der größte Stahlhersteller, fast die Hälfte der Produktion kommt aus Duisburg. Hier sitzen Thyssenkrupp Steel, ArcelorMittal Germany und die Hüttenwerke Krupp Mannesmann. In der Stahlproduktion arbeiten knapp 18.000 Beschäftigte. Die Branche leidet vor allem wegen der Flaute in der deutschen Autoindustrie unter sinkender Nachfrage und hohen Energiekosten. Deshalb wollen die Hersteller die Produktion drosseln. Das Management von Thyssenkrupp etwa will 5.000 Arbeitsplätze abbauen und 6.000 durch den Verkauf von Firmenteilen auslagern.
Duisburger Stahl ist für viele Branchen ein wichtiges Ausgangsmaterial. Modellrechnungen des IW zeigen, dass der Verlust von 1.000 Arbeitsplätzen in der Duisburger Stahlindustrie und der damit verbundenen sinkenden Produktionskapazitäten bundesweit 5.000 Jobs in anderen Branchen bedroht. Ein Wegfall von 11.000 Stellen würde zu einer Minderung des Bruttoinlandsprodukts von 5,6 Milliarden Euro führen. Treffen würde der Wegfall der Produktion vor allem Firmen der Auto- und Maschinenbaubranche.
Heute ist die Produktion von Stahl extrem klimaschädlich, weil die Hochöfen mit Kohle befeuert werden und sehr viel CO2 freigesetzt wird. Eine Chance für die kriselnde deutsche Stahlindustrie ist die Umstellung auf eine klimaneutrale Herstellung. Die ist möglich, wenn statt Kohle Wasserstoff bei der Produktion eingesetzt wird.
Dazu seien gezielte Förderprogramme der öffentlichen Hand erforderlich, so die Studienautor:innen. „Setzt die neue Bundesregierung die richtigen Rahmenbedingungen, kann Duisburg zum globalen Vorreiter in der grünen Stahlproduktion werden“, sagt Mitautorin Benita Zink. Die Ampelregierung hat ein entsprechendes Pilotprojekt von Thyssenkrupp mit 2 Milliarden Euro gefördert.
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