Animationsfilm über queere Galaxie: Heartbreak im Gay Space
Der Berlinale Film „Lesbian Space Princess“ spielt mit queerer Popkultur – und persifliert den heteronormativen Zeitgeist.
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Saira ist lesbisch, sie ist eine Prinzessin und sie lebt auf dem angeblich sehr schwer zu findenden Planeten „Clitopia“. Vor allem aber ist sie gerade verlassen worden. Kiki, eine kühle Kopfgeldjägerin, hat sich von ihr getrennt, weil sie zu anhänglich, zu weinerlich ist – und sich obendrein zu oft entschuldigt. Selbst das akribisch gepflegte Erinnerungsalbum, in dem Saira die gerade einmal zwei Wochen andauernde Beziehung festgehalten hat, rettet sie nicht vor der Abfuhr.
Dabei gilt Saira auf ihrem Heimatplaneten ohnehin schon als ewige Versagerin: Während sich ihre coolen Eltern, die sexpositiven Königinnen von „Clitopia“ längst darauf eingestellt haben, dass ihre Tochter beim großen Lesbian Ball wieder in der Single-Ecke stehen wird, verzweifelt Saira daran, dass es ihr niemals gelingen wird, die royale Doppelaxt – das Symbol für lesbische Macht – zu beschwören.
Mit dieser Ausgangslage entwerfen die australischen Filmemacherinnen Leela Varghese und Emma Hough Hobbs eine humorvolle Space-Opera, die sich aus queerer Popkultur speist, munter mit Wortspielen hantiert und überzeichnete, aber treffsichere Seitenhiebe auf den patriarchalen Zeitgeist verteilt. In der bonbonfarbenen Galaxie, in der sich ihr Animationsfilm entfaltet, treiben etwa die letzten „Straight White Maliens“ ihr Unwesen.
Skizziert werden sie als blasse Striche mit einer monotonen Vorliebe für „Reddit“ und „Marvel“-Filme, einem Hang zum „Mansplaining“ und kruden Überzeugungen, wie etwa, dass ein gekaufter Drink weibliche Zuneigung garantiert. Kiki gerät in ihre Fänge und Saira bricht auf, um sie zu retten.
Sci-Fi-Odyssee in „Tumblr“-Ästhetik
Begleitet von einem sprechenden Raumschiff mit zweifelhaften Einstellungen aus dem 21. Jahrhundert („Eine weibliche Pilotin? Uff!“), schlägt sie sich durch allerlei Relikte der heteronormativen Welt: Ein „Ed Sheeran“-ähnliches Wesen, das wehleidige Schnulzen ins All trällert, ist da noch das harmloseste Problem. Ausgerechnet jenseits der geschützten „Safety Bubble“ des „Gay Space“ lernt Saira, dass sie liebenswert ist, durch Willow, eine bisexuelle Goth-Musikerin mit einer Schwäche für Sairas schräge Emo-Art.
„Lesbian Space Princess“ (Berlinale Panorama) läuft wieder am:
21. 2., 10 Uhr, Cubix 9
21. 2., 14 Uhr Kino im Zeiss-Großplanetarium
23. 2., 10 Uhr, Haus der Berliner Festspiele
„Lesbian Space Princess“ ist mehr als die klassische Selbstfindungsreise und grellbunte Persiflage, die visuell zwischen „Retro-Arcade-Spiel“, „Tumblr“-Ästhetik und modernen Webcomics oszilliert. Der Film nimmt queere Identitäten mit spielerischem Stolz ernst, als Sci-Fi-Odyssee, die Klischees feiert, sie bricht – und in der die lesbische Heldin am Ende nicht stirbt.
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