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Noah Atubolu mit Demokratiewerbung Foto: Harry Langer/dpa

So viel Wahlwerbung war wohl nie in der Geschichte der Männerbundesliga. Angesichts der faschistischen Bedrohung präsentierte gefühlt jeder Klub einen Demokratierettungsaufruf. Der SC Freiburg etwa ließ dafür zahlreiche Sponsoren auf ihre Bandenplätze verzichten und trug spezielle Aufwärmshirts. Kreativ machten es die Zweitligarivalen Köln und Düsseldorf, die sich in einem Video gemeinsam positionierten. Und ein optisches Kompliment geht an den BVB, der ein Wahlkreuz in den Mittelkreis sprühte. Im Rahmen von Lernort Stadion richteten zudem 13 Standorte Workshops zur Wahl aus.

Mitunter fiel der Eifer auch schräg aus. Der von der DFL-Stiftung ins Leben gerufene Hashtag #­DemokraTeam klang eher nach einem cringe Ergebnis eines Whiteboard-Brainstormings. Und beim Slogan „Extremismus abwählen“ war wohl irgendwie das „Rechts-“ verloren gegangen, als gebe es von beiden Seiten eine Bedrohungslage. Die Dimension der Werbeoffensive sagte viel darüber aus, wie sehr die bürgerliche Demokratie als Idee unter Druck steht. Aber die Einigkeit der Konzerne zeigte auch, wie schlagwortartig „Demokratie“ oft genutzt wird, vor allem als Paraphrase für eines: den Erhalt des Status quo. Diese Klassengesellschaft aber tritt viele Menschen mit Füßen. Und ein Wahlkreuz hat mit realer Gestaltungsmacht wenig zu tun. Gewiss würde der Kampf gegen rechts erfolgreicher verlaufen, wenn der Mainstream die aktuelle Demokratie nicht für perfekt hielte – sondern mit eigenen Entwürfen für Neues kämpfte. Dafür allerdings sind Fußballkonzerne der falsche Adressat. (asc)

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