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Studie zu synthetischen KraftstoffenE-Fuels werden den Ver­brenner nicht retten

Bei Luft- und Schifffahrt könnten synthetischen Kraftstoffen die Klimabilanz heben. Für Pkws kommen sie nicht in Frage. Das zeigt eine neue Studie.

Ausgediente Verbrenner auf dem Schrottplatz: Neue Autos, die fossil betrieben sind, soll es in der EU ab 2035 nicht mehr geben Foto: Boris Roessler/dpa

Berlin taz | E-Fuels werden auch in Zukunft nicht in ausreichendem Maße verfügbar sein, um den Pkw-Verkehr damit klimaneutral zu machen. Das rechnen Ex­per­t*in­nen des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) in einer Metastudie vor, die die Klima-Allianz Deutschland beauftragt hat. Das ist ein Dachverband von Klimaschutzorganisationen, Gewerkschaften und anderen Gruppen, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen.

Bei E-Fuels handelt es sich um synthetische Kraftstoffe, die auf Grundlage von Wasserstoff und unter Einsatz von viel Strom hergestellt werden. Sie können Benzin, Diesel und Kerosin in den Verbrennungsmotoren von Autos oder Flugzeugen ersetzen. E-Fuels können klimaneutral sein – wenn der Strom, mit dem sie produziert werden, emissionsfrei ist.

Die Europäische Union setzt derzeit eher auf einen anderen Weg: Ab 2035 sollen nur noch Neuwagen zugelassen werden, die im Betrieb kein klimaschädliches CO2 ausstoßen. Das sind in erster Linie Elektroautos. Auf Drängen der FDP hatte Deutschland eine Ausnahme für Fahrzeuge in den Deal hineinverhandelt, deren Verbrennungsmotor ausschließlich mit E-Fuels fährt.

Zudem gibt es Angriffe auf das Verbrenner-Aus insgesamt: Die konservative EVP-Fraktion im EU-Parlament, zu der auch die deutsche Union gehört, will die Entscheidung rückgängig machen, vermeldete sie in einem Positionspapier. Darin verwiesen die Konservativen auf E-Fuels, um die Klimaziele trotzdem einzuhalten.

Doch laut der neuen Studie sind die synthetischen Kraftstoffe bislang kaum verfügbar. Zwar existiere langfristig „ein sehr viel höheres Potenzial“ – aber doch nicht in einem Maße, dass es genug E-Fuels für alle theoretisch denkbaren Einsatzfelder gäbe.

„Die Metastudie belegt: Wer das europäische Verbrenner-Aus infrage stellt, führt Autokäufer in die Irre“, erklärt Stefanie Langkamp von der Klima-Allianz Deutschland. „E-Fuels im Pkw-Bereich sind eine Fata Morgana und definitiv keine Alternative zu E-Autos.“

Neben der mangelnden Verfügbarkeit wirft die Studie weitere Nachteile der E-Fuels auf, etwa die hohen Kosten. In Sachen Effizienz können die synthetischen Kraftstoffe ebenfalls nicht punkten. Mit derselben Menge Strom, das ein mit E-Fuels betriebenes Auto verbraucht, könnten auf derselben Strecke sechs E-Autos fahren.

Die Stu­di­en­au­to­r*in­nen merken auch an, dass der Pkw-Verkehr anderen Branchen wie der Industrie oder der Luft- und Schifffahrt Wasserstoff wegnehmen würde, sollte er auf E-Fuels setzen. Der Hintergrund: Eine Elektrifizierung ist dort nicht immer möglich. Politische Unterstützung und Fördergelder für Forschung und Produktion von E-Fuels empfehlen die Stu­di­en­au­to­r*in­nen auch durchaus – aber eben für den Einsatz in der Schiff- und Luftfahrt.

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5 Kommentare

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  • Es gibt dazu zwei Perspektiven:

    a) es gibt eine riesige Flotte von Gebrauchtwagen, die weiterhin bewegt werden. Ich kann heute für unter 5.000 Euro bei mobile.de ein Angebot von knapp 100.000 Fahrzeugen finden, während ich in der gleichen "Preisklasse" nur 200 BEV (vollelektrische Fzge) finden kann. Kann/möchte ich also nur soviel Geld ausgeben, ist die Wahl eines Verbrenners praktisch zwangsläufig notwendig. Ob sich das in 20 Jahren zB umgedreht haben wird, also deutlich mehr BEV als Verbrenner im unteren Pressegment im Gebrauchtwagenmarkt zu finden sind, wage ich zu bezweifeln.

    b) es bleibt doch mir als Verbraucher überlassen, ob ich e-Fuels kaufen möchte, oder doch andere Spritsorten. Schon heute habe ich die Wahl, ob ich "Premium-Fuels" oder nur "normalen Sprit" kaufen möchte.

    Sprich: der Preis regelt den Markt. Egal was manche "Meta-Studie" suggeriert...!

    • @Siegfried Joos:

      Ich denke, Sie vermischen hier zwei Dinge:

      Bis 2035 dürfen Verbrenner noch neu zugelassen werden. Diese dürfen lebenslang gefahren und getankt werden. Bei der Diskussion um das "Verbrenner-Aus" geht es also lediglich um die Neu-Zulassung von Fahrzeugen mit alter Technik nach 2035.

      Einige Politiker sind auf die Idee gekommen, dass man auch nach 2035 noch neue Verbrenner in den Markt bringen können soll, wenn diese mit "E-Fuels" betrieben werden. Diese Diskussion führt aber in die Irre, denn E-Fuels sind extrem ineffizient. Mit der Menge E-Fuel, die benötigt werden, um einen Kilometer zu fahren, könnten 6 Kilometer in BEV gefahren werden. Das kann also nicht effizient werden.

      Letztendlich spielt aber für Sie das Verbot der Neuzulassung von Verbrennern in 10 Jahren doch gar keine Rolle, solange Sie nicht daran interessiert sind, neue Fahrzeuge zu kaufen. Das heutige Angebot an Gebrauchtwagen unter 5.000€ dürfte ein Durchschnittsalter von über 10 Jahren haben. Bis relevante BEV Mengen in der Preisklasse im Gebrauchtwagenmarkt einmal ankommen, wird also noch etwas dauern. Das wird aber sicher kommen. Und bis dahin gibt es die alten Verbrenner ja auch weiterhin.

  • Es ist ja gar nicht so, dass Politiker, die besonders laut nach E-Fuels rufen, nicht wüssten, dass das ein Holzweg ist. Manfred Weber und Volker Wissing zum Beispiel sind selbst seit langem überzeugte BEV Fahrer. Keine Ahnung, warum sie politisch trotzdem so auftreten / getreten sind, wie sie es halt mal tun.

  • Mittlerweile muss man sich fragen, ob Kenntnisse in Mathematik und Naturwissenschaften mit einer Mitgliedschaft in CDU/CSU unvereinbar sind. Was von dort in Bezug auf Klimawandel und Energiepolitik kommt, deutet schon stark darauf hin.

  • Das es noch Studien zu dem Thema bedarf ist erstaunlich.



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    Jede:r wer sich mit dem Thema auch nur ein paar. Minuten mit dem Thema befasst hat weiß, doch längst das "E-fuels" für PKW nur eine Nebelkerze ist.



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    Auch die meisten Befürworter in der Politik wissen das mit Sicherheit. Aber Fakten spielen bei Politik eine untergeordnete Rolle.



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    Siehe ccs, die sogar mache hier im Forum für eine Art Allzweckwaffe Lösung halten, obwohl es dafür keinerlei Anhaltspunkte gibt.



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    Beides scheitert an grundlegenden physikalischen Problemen, die sich technisch nicht lösen lassen. Und zur gleichen Zeit es Technologien, die wir unbedingt brauchen werden, die in der Debatte jedoch aktuell hauptsächlich zu Desinformationszzwecken genutzt werden.