arena: Unheimliche Begegnung mit Fridays for Hubraum
In einem neuen Talkformat diskutiert Robert Habeck mit einem Tempolimit-Gegner. Dabei entsteht ein rarer Moment tatsächlicher Erkenntnis
Es gehört zur Magie des Wahlkampfs, dass sich Politiker*innen in der echten Welt mit normalen Menschen unterhalten müssen, die sie sonst nie kennengelernt hätten.
Robert Habeck zum Beispiel traf auf Christopher Grau. „Die echte Welt“ ist in diesem Fall ein schlecht beleuchtetes Fernsehstudio, der „normale Mensch“ Grau Besitzer eines Autohauses und einer Tuning-Werkstatt sowie Gründer der Facebook-Gruppe Fridays for Hubraum. Anlass für das Treffen war eine neue Talkshow in der ARD-Mediathek, „Hart aber fair 360“, in der Politiker*innen in schneller Folge von Mitgliedern der Öffentlichkeit gegrillt werden.
Christopher Grau rechnet Habeck vor, dass ein Tempolimit auf Autobahnen, wie es die Grünen fordern, wahrscheinlich keinen Effekt auf die Verkehrssicherheit haben würde. Schließlich sei in den deutschen Nachbarländern die Zahl der Verkehrstoten höher, obwohl dort auf der Autobahn Geschwindigkeitsbegrenzungen gelten. Das liege unter anderem daran, meint Grau, dass Autofahrer*innen bei einem Tempolimit weniger aufpassen würden. Habeck kann es nicht so recht glauben: „Das heißt ja im Umkehrschluss, man ist achtsamer, wenn jemand von hinten kommen kann mit 200 km/h“, fasst er Graus Argumentation zusammen. „Ja, das bedarf einer anderen Aufmerksamkeit!“, stimmt Grau zu. „Aber das heißt ja Verkehrssicherheit durch Angst“, meint Habeck. Grau ist entrüstet („Ne-ne-ne-ne-ne“), Habeck kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, mal wieder ein hochauthentischer Begegnungsmoment im Fernsehen.
Klüger geworden ist nach diesem Schlagabtausch niemand, aber immerhin eine Erkenntnis lässt sich gewinnen: Mitunter leben Menschen in derart unterschiedlichen Welten, dass jeder Brückenbauversuch zum Zusammenkrachen verurteilt ist. Manche Leute müssen sich nicht treffen. Und daran wird die Demokratie nicht scheitern. Jonas Waack
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