: Eine Plattform für mutige Filme
Das Hamburger Independent-Filmfestival „Danger Zone“ zeigt zum ersten Mal im Kiez-Kino B-Movie eine Auswahl unabhängig produzierter Filme
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Von Wilfried Hippen
Elf offizielle Filmfestivals gab es bislang in Hamburg, an diesem Wochenende wird mit dem „Danger Zone Independent Film Festival“ das Dutzend voll gemacht. Die Neugründung eines Filmfestivals ist in diesen Zeiten ungewöhnlich – und dies schon deshalb, weil es schwer ist, mit einem neuen Alleinstellungsmerkmal eine Nische im Festivalzyklus der Stadt zu finden. Doch die Gründer*innen von „Danger Zone“ haben nicht nur solch eine Leerstelle gefunden. Sie haben das Festival auch organisiert, weil ihnen selbst eine Plattform in Hamburg fehlte, um ihre eigenen Filme zu präsentieren.
„Film Fatal“ ist eine Kooperative auf St. Pauli, die seit 2011 unabhängige Filmprojekte aus dem Kiez produziert, fördert und verbreitet. Julian Schöneich, der das Projekt zusammen mit Claire Bouillet leitet, sagt dazu: „Wir sind viel auf Festivals unterwegs und dabei ist uns aufgefallen, dass der Independent-Sektor in Hamburg wenig gefördert wird, sodass Privatpersonen, Student*innen und junge Leute, die in Hamburg Filme machen, es schwer haben, diese hier dann auch zu zeigen.“
„Film Fatal“ ist fest auf St. Pauli verwurzelt, und so ist das B-Movie in der Brigittenstraße 5 ihr Nachbarschaftskino. Das kleine Kino mit seinen 58 Plätzen ist ein denkbar kleiner Festivalspielort, aber auch sonst wollen Bouillet und Schöneich möglichst klein anfangen: Das Festival findet in diesem einen Kino und an einem einzigen Tag, dem 1. Februar, statt. Zwischen 11 Uhr und 22 Uhr werden in sechs Programmblöcken 25 Filme gezeigt, drei davon sind Langfilme.
Schöneich, der sich anfangs wunderte, ob es in Hamburg überhaupt 50 Menschen gibt, die an unabhängig produzierten Filmen interessiert sind, war von der Resonanz auf das Festival auf mehreren Ebenen überrascht. Einerseits sind die Sitzplätze für alle Vorstellungen bereits reserviert und es gibt inzwischen schon eine lange Warteliste.
Independent- Filmfestival „Danger Zone“: Sa, 1. 2., 11 Uhr, B-Movie, Hamburg
Und auch auf der Seite der Filmemacher*innen stieß das Festival auf großes Interesse. Fast 200 Filme wurden eingereicht und Schöneich, der für die Programmierung verantwortlich ist, hat zwei Wochen lang in über 80 Stunden all diese Filme von Anfang bis Ende angesehen. Bei der Auswahl nahm er den Titel des Festivals ernst: „Wir wollen Filme zeigen, bei denen die Filmemacher*innen sich was getraut haben.“
Einer von den vier Preisen, die von einer fünfköpfigen Jury vergeben werden, geht dann auch an den „gefährlichsten Film“ des Programms. Und neben der Ehre bekommen die Preisträger*innen auch eine kleine Statue in der Form von dem UFO, das die Plakate und die Programmhefte des Festivals ziert.
Julian Schöneich, Kooperative „Film Fatal“
Im Programm sind viele Hamburger Produktionen, aber es wurden auch Filme aus Indonesien, Kanada, der Türkei, Großbritannien, den USA, Norwegen, Spanien, Frankreich und Tschechien eingeladen. Solch ein internationales Programm wäre in Zeiten der analogen Filmprojektion unmöglich gewesen, denn damals mussten alle Filme in Filmdosen verschickt wurden. Das war nicht nur teuer, viele Filmrollen landeten auch in Zolldepots an den Grenzen. Heute werden die Filme im Netz verschickt und durch die Festivalplattform „Film-Freeway“ ist es für die Filmemacher*innen und Programmmacher*innen viel einfacher, Filme einzureichen und auszuwählen.
Nur weil diese Infrastruktur inzwischen so ausgefeilt und kostengünstig ist, kann ein Festival wie „Danger Zone“ ohne jede öffentliche Förderung und mit ein paar kleinen Sponsoren aus dem Stadtviertel finanziert werden. Und zudem auch ein sehr weitgefächertes Programm präsentieren: Schöneich verspricht mit „ Komödie, Drama, Animation, Dokumentation, Action, Mystery und Science-Fiction“ eine große Bandbreite bei den Filmgattungen und Genres.
Zwei von den drei Langfilmen im Programm wurden in Hamburg gedreht. „Ein Wochenende bei Oma“ ist ein Dokumentarfilm von Christian Witte, der schon als Kind die Besuche bei seiner Großmutter mit seiner VHS-Kamera aufnahm. Diese Homevideos stellte er dann so zusammen, dass eine authentische Familienchronik dabei entstand, in der die Oma den Enkelkindern vom Zweiten Weltkrieg und dem Leben in der DDR erzählt.
Im Spielfilm „One dances, the other doesn’t“ wiederum erzählt Emilie Girardin die Geschichte einer Schwangerschaft. Eine der beiden Perspektiven ist die eines lesbischen Pärchens, das sich ein Kind wünscht. Die andere ist die eines Paares mit Migrationshintergrund, das wegen einer ungewollten Schwangerschaft eine Abtreibung in Erwägung zieht. Für Julian Schöneich ist dieser Film auch darum wichtig, weil er an vielen bekannten Orten in Hamburg gedreht wurde.
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