: Mit Mehrwert gegen Merz und Trump
Das neue Wirtschaftsmagazin „Surplus“ will eine Stimme gegen den ökonomischen Rechtsruck sein
Von Simon Poelchau
Industrie und Wirtschaft stecken in einer Krise, rechte Parteien sind im Aufwind. Neoliberale Forderungen wie Steuersenkungen für Unternehmen, entgrenzte Arbeitszeiten und Karenztage für die Beschäftigten machen die Runde. Es ist also Zeit für Linke, wieder mehr über Ökonomie nachzudenken und aus der Defensive zu kommen. Dazu will das neue Wirtschaftsmagazin Surplus einen Beitrag leisten. Diesen Freitag geht es zunächst online an den Start. Die erste Printausgabe erscheint am 10. Februar, danach geht es im zweimonatlichen Rhythmus weiter.
„Mit Friedrich Merz und Donald Trump droht ein Revival des offenen Neoliberalismus. Das wäre eine Party für die Reichsten. Für die große Mehrheit gebe es Wohlstandsverluste und Klimakrise“, sagt Chefredakteur Lukas Scholle. Deswegen brauche es genau jetzt ein Wirtschaftsmagazin wie Surplus. „Wir stellen die wirtschaftlichen Interessen der großen Mehrheit ins Zentrum, nicht die der Reichsten.“
Die Zeitschrift erscheint im Brumaire Verlag, zu dem auch die deutsche Version des linken US-Magazins Jacobingehört. Herausgeberin ist neben dem Wirtschaftshistoriker Adam Tooze und dem taz-Kolumnisten Maurice Höfgen die Ökonomin Isabella Weber, die im Jahr 2023 vom Time Magazinin die TIME100 Next-Liste aufstrebender Führungskräfte aufgenommen wurde. In Deutschland wurde Weber einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, als sie zusammen mit dem Ökonomen Sebastian Dullien im Zuge der Energiekrise einen Gaspreisdeckel ins Spiel brachte. Zuletzt sorgte die Forscherin für Aufmerksamkeit, als sie nach der Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten eine „antifaschistische Wirtschaftspolitik“ forderte.
Als Kolumnist*innen hat das neue Magazin bekannte Namen wie die italienische Ökonomin Mariana Mazzucato oder den französischen Ungleichheitsforscher Thomas Piketty gewonnen. „Wir bringen neue und erneuerte Argumente in die Debatte ein – über Analysen, Interviews und Briefings, von Tagespolitik bis Theorie, in kondensierter, zugespitzter und zeitgemäßer Form“, schreibt die Redaktion in ihrem Editorial, das sie „Mission Statement“ nennt. Ihr Anspruch sei es, „für die Breite der Gesellschaft verständlich und erkenntnisbringend zu sein, von der Studentin über den Busfahrer bis zur Fachreferentin“.
Der Name des neuen Magazins, Surplus, zu Deutsch Überschuss, ist ein zentraler Begriff in der Geschichte des ökonomischen Denkens. In „Das Kapital“ von Karl Marx etwa erscheint er als Surplus Value oder Mehrwert. Auf ihm baut Marx seine Ausbeutungstheorie auf. „Es geht um die Frage, wie Wohlstand von wem produziert und verteilt wird. Unser Wirtschaften zu demokratisieren ist auch für die ökologische Frage in Zeiten des Klimakollaps bestimmend“, heißt es im Mission Statement des neuen Magazins.
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