kinotipp der woche: Die Club-Legacy
Tanz die Vika: Mit 80 legt DJ Vika immer noch international auf. Die Doku über die polnische Clubgröße ist nun endlich in den Kinos
Ihre Enkelkinder finden sie peinlich, sagt DJ Vika, und einer ihrer Söhne macht in einer Szene des Dokumentarfilms „Vika!“ klar, dass er sich deren Meinung absolut anschließt. Dabei ist die Plattendreherin, die in Warschau lebt, ein echter Star. Medien berichten über sie und Zeitschriften widmen ihr Titelgeschichten. Allerdings ist Vika mittlerweile Mitte 80. Und so finden Sohn und Enkelkinder, dass die alte Dame sich endlich mal altersgemäßer verhalten möge. Und unter altersgemäß verstehen sie etwas anderes als Vika, die gerne auf queeren Partys auflegt, dabei lustige Brillen trägt und ausgelassen tanzt.
Vika aber hat für sich beschlossen, die für sie vorgesehene Rolle als alleinstehende Oma, die Marmelade einkocht und den lieben langen Tag einfach nur aus dem Fenster guckt, nicht anzunehmen. Mit welchen Widerständen sie dabei zu kämpfen hat, das interessiert Regisseurin Agnieszka Zwiefka ganz besonders und macht ihren Film zu einer berührenden Studie über das Altern in unserer westlichen Gesellschaft generell.
„Vika!“. Special Screening in Anwesenheit der Regisseurin Agnieszka Zwiefka und DJ Vika, 16. 1., 20 Uhr, DF, Kant Kino
Die Langfassung: taz.de/tazplan
Ein besonderes Glück ist es, dass Vika vor der Kamera dazu bereit ist, die gut gealterte Diva in ausgefallenen Klamotten zu geben, gleichzeitig aber auch ihre innere Verletzlichkeit zu zeigen, genau wie ihre Falten und altersbedingten körperlichen Gebrechen. Vika, die älteste DJ-Frau Polens, ist supercool und vielleicht auch so, wie man selbst gerne wäre im fortgeschrittenen Alter. Der Film über sie zeigt aber, dass es auch für Vika eine ständige Herausforderung ist, Vika zu sein.
Andreas Hartmann
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