piwik no script img

berlinmusikRastlos im Impro-Rausch

Klotz / Wenzel / Vethake: „Burst“ (MC Blankrecords / Loft Edition Blank044); Livepräsentation des Albums ab 7.2. abrufbar auf Youtube via www.offcontemporary.de

„Burst“ heißt soviel wie platzen oder bersten, aber auch ausbrechen. Im Fall der fünf (auf Tape) beziehungsweise sieben (beim digitalen Release) Improvisationen dieses Albums darf Letzteres durchaus programmatisch verstanden werden, schließlich treffen Manuel Klotz, Karla Wenzel und Tobias Vethake sich bei einer maximal freien, vom Jazz inspirierten Form.

Doch – Kenner des bisherigen Schaffens der drei wird es kaum wundern – es stecken eben auch Noise und Drones in den Tracks, die rastlos mäandern und zwischen schrill und rauschhaft oszillieren: Mal fühlt man sich bei den aus Saxofon, E-Cello, Bass, Synthesizern und Schlagzeug modellierten Klangskulpturen an buddhistische Rituale erinnert, dann wieder an Caspar Brötzmann. So meditativ wie manch frühere Projekte von Sicker Man und Kiki Bohemia (so die Alias von Wenzel und Vethake), die bei aller Noise-Affinität doch etwas Wohliges ausstrahlten, klingt das eher selten.

Das eng Verzahnte, Instinktive in diesen Improvisationen ist insofern erstaunlich, da die drei schon anderweitig zusammen gearbeitet, aber eben noch nicht in dieser Konstellation Musik gemacht haben. Der Fotograf/Musiker Manuel Klotz betreibt ein kleines Kassettenlabel, auf dem er 2017 das Debüt der Slutty Clowns veröffentlicht hat, einem weiteren Projekt von Vethake und Wenzel. Ihre geteilte Leidenschaft für den Free-Jazz-Pionier Ornette Coleman, den erwähnten Brötzman, aber auch den großen Improvisator Cecil Taylor brachte sie dazu, etwas Ähnliches zu versuchen, unter Zuhilfenahme anderer Mittel – ein ziemlich wilder Ritt. Stephanie Grimm

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen