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China hat keinen Grund zum Partymachen

Trotz Rekordüberschuss im Außenhandel ist die Wirtschaft des Landes derzeit prekär aufgestellt

Von Fabian Kretschmer, Seoul

China hat eindrücklich unter Beweis gestellt, dass es nach wie vor die Werkbank der Welt ist. Das Statistikamt in Peking präsentierte am Montag Zahlen, die die Erwartungen der Ökonomen durchwegs übertrafen: Die chinesischen Exporte sind im Jahr 2024 um 5,9 Prozent gestiegen, auch die traditionell schwachen Importe wuchsen immerhin um 1,1 Prozent.

Wenn man Außenhandel als Nullsummenspiel begreift, dann geht die Volksrepublik eindeutig als globaler Gewinner hervor: Der Handelsüberschuss des Landes rangiert bei knapp einer Billion US-Dollar, was einen neuen Rekord darstellt. Gegenüber den USA und der EU fällt die Bilanz besonders positiv aus, doch auch gegenüber den meisten Staaten des Globalen Südens erzielt China Überschüsse.

Diese Zahlen sind jedoch nur auf den ersten Blick ein Grund zum Feiern. Sie zeigen auch die Schwächen des chinesischen Wirtschaftssystems. So sind die Unternehmensgewinne in China mittlerweile das dritte Jahr in Folge gesunken. Im Schnitt beträgt das Minus 4,7 Prozent. Insgesamt schreiben ein Viertel der chinesischen Unternehmen sogar rote Zahlen. Am schlechtesten schneiden Chinas Staatsunternehmen ab; also jene Betriebe, die von Präsident Xi Jinping besonders stark gefördert werden.

Ökonomen haben diese Entwicklung bereits seit Jahren prognostiziert: Mit massiven Subventionen, niedrig gehaltenen Löhnen und einer ebenso künstlich abgeschwächten Währung produzieren chinesische Firmen in den von der Parteiführung designierten Kernindustrien massive Überkapazitäten, die dann teils zu Dumpingpreisen auf den Weltmärkten abgeladen werden. Mittlerweile wehren sich gegen diese Handelspraxis die meisten Staaten. Dabei sind es nicht nur die USA, die mit Strafzöllen chinesische Produkte verteuern. Allein 2024 haben 28 Handelspartner Untersuchungen gegen chinesische Importe eingeleitet, darunter auch Peking-freundliche Staaten wie Pakistan oder Brasilien.

Auch innerhalb Chinas produziert das System nur wenige Gewinner. So muss die Bevölkerung im Zuge einer Rekord-Jugendarbeitslosigkeit und einer anhaltenden Immobilienkrise reale Wohlstandsverluste hinnehmen. Auch die Gefahr einer Deflationsspirale aus sinkenden Preisen droht. Dies wäre noch gefährlicher für China als eine hohe Inflation.

Wie angeschlagen das Vertrauen in die chinesische Wirtschaft mittlerweile ist, lässt sich indes an der Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen ablesen: Diese liegt derzeit bei etwas über 1,6 Prozent und damit so niedrig wie nie zuvor. Zum Vergleich: Investoren erhalten in den USA fast das Dreifache.

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