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Kommt bald der Waffenruhedeal für Libanon?

US-Vermittler Hochstein bemüht sich darum. Derweil töten israelische Angriffe acht Sanitäter

Von Julia Neumann

Während die Verhandlungen um einen Waffenstillstand für Gaza stocken, scheint es diplomatischen Schwung für eine Waffenruhe für Libanon zu geben. US-Vermittler Amos Hochstein reist am Dienstag in den Libanon am Mittwoch nach Israel.„Die Amerikaner haben uns gesagt, dass die Israelis das Abkommen abschließen wollen“, sagte ein hoher libanesischer Beamter der Zeitung L’Orient-Le Jour vor dem Besuch. Hochstein habe zuvor mit Parlamentspräsident Nabih Berri über Punkte eines möglichen Abkommens gesprochen. Berri ist Verbündeter der Hisbollah und Ansprechpartner für Verhandlungen. Die USA unter dem demokratischen Präsidenten Joe Biden sind zwar der größte Waffenlieferant Israels, bemühen sich aber diplomatisch um einen Waffenstillstand.

Soweit bekannt, basiert der neue Deal auf der UN-Resolution 1701. Die Kämpfer der Hisbollah sollen sich von der Grenze rund 30 Kilometer zurückziehen und die libanesische Armee stattdessen im Südlibanon stationiert werden. Vermittlungen unter Hochstein scheiterten bisher.

Zuletzt gab es Uneinigkeit um eine Zusatzvereinbarung: Netanjahu forderte Medienberichten zufolge, Israel solle weiter angreifen dürfen, falls die Hisbollah die neue Vereinbarung breche. Die Bedingung für jeden Deal mit dem Libanon sei „Handlungsfreiheit gegen jede Verletzung“ des Abkommens, schrieb Benny Gantz, ehemaliges Mitglied des Kriegskabinetts. Beirut dementierte solch eine Bedingung. Israels ehemaliger Justizminister Yossi Beilin sagte am Montag dem katarischen TV-Sender Al-Jazeera, ein Waffenstillstand sei „in greifbarer Nähe“.

Dabei nehmen die Angriffe zu: Am Sonntag gab es gleich zwei Luftschläge in der Hauptstadt Beirut. Mindestens zwei Menschen im Viertel Mar Elias und vier weitere wurden im Viertel Ras an-Nabaa getötet, so libanesische Behörden. Unter den Getöteten war libanesischen Sicherheitsquellen zufolge auch Mohammad Afif, Medienbeauftragter der Schiitenmiliz Hisbollah.

Das israelische Militär greift außerdem seit Wochen wohl systematisch Einrichtungen des libanesischen Gesundheitssystems an. Am Sonntag starben so im Zentrum der Islamischen Gesundheitsbehörde in Houmin al-Tahta im Südlibanon sechs Rettungssanitäter*innen. Das berichtet die staatliche Nachrichtenagentur NNA. Zuvor hatte das Gesundheitsministerium mitgeteilt, dass bei nächtlichen Angriffen im Südlibanon zwei Retter getötet und zwei weitere verletzt wurden.

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