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Smart gespart

Heizen per Handy ist komfortabel und kann die Energiekosten senken. Wichtig ist die individuelle Planung

Rund 70 Prozent der in Privathaushalten verbrauchten Energie entfällt auf die Raumwärme. Angesichts der hohen Kosten sind die Möglichkeiten, in diesem Bereich smarte Technik einzusetzen, besonders interessant. Umfang und Funktionen einer solchen Heizungssteuerung variieren, bieten aber auch für den kleineren Geldbeutel sinnvolle Tools.

Grundlage sind in jedem Fall digitale Heizkörperthermostate. In der preiswertesten Variante müssen diese ohne Vernetzung einzeln von Hand programmiert werden. Auch Thermostate mit Bluetooth-­Modul sind nicht mit dem Internet verbunden, lassen sich aber zu Hause über eine Handy-App bedienen. Dies ermöglicht es, einen individuellen Heizplan zu erstellen. Ein solches System ist bereits mit einer Investition von rund 60 Euro möglich.

Wer mehr Funktionen wünscht oder braucht, muss deutlich mehr investieren. Nur vernetzte und internetfähige Modelle bieten das gesamte Spektrum und können in vollem Umfang in die Smart-Home-Technik eingebunden werden. Dies erfordert eine zum Teil teure Steuerzentrale. Damit lässt sich dann nicht nur die gesamte Heizungsanlage unabhängig vom Router steuern. Es ist möglich, weitere smarte Geräte mit der Heizung zu verbinden, zum Beispiel die Tür- und Fenstersteuerung. Viele Apps erkennen ein versehentlich geöffnetes Fenster und regeln dann automatisch die Leistung zurück. Die optimale Vernetzung hingegen macht es nicht nur möglich, dieses Fenster aus der Ferne zu schließen, sondern kann auch bei geplantem Lüften helfen.

Einzelraumsteuerung und Innensensoren sind relativ einfach zu installieren und zu bedienen. Wer es noch komfor­tabler möchte, kann das sogenannte Geofencing einsetzen. Dabei erkennt das System über GPS, wann die Be­woh­ne­r:in­nen das Haus verlassen, regelt die Temperatur herunter und fährt die Heizung dann wieder hoch, wenn sich die Be­woh­ne­r:in­nen dem Zuhause nähern. Ohne aufwendige Zusatzfunktionen muss man mit Anschaffungskosten von etwa 150 Euro rechnen.

Die meisten Systeme erlauben eine Selbstmontage. Nahezu alle digitalen Thermostate lassen sich problemlos von Laien installieren, wie die Stiftung Warentest ermittelt hat. Anders verhält es sich bei der Bedienbarkeit der Apps: „Viele der elf Geräte im Test regeln die Temperatur zuverlässig – leicht zu bedienen sind nur zwei“, so das Fazit der Tester. Allerdings bestehe kein Zusammenhang zwischen Preis und einfacher Bedienbarkeit.

Nicht nur Heizkörper, sondern auch Heizkessel und Heizungspumpen lassen sich digital steuern, indem zum Beispiel die Vorlauftemperatur dem tatsächlichen Bedarf angepasst wird. Und auch bei Fußbodenheizungen, die über einen zentralen Heizkreisverteiler gesteuert werden, ist die smarte Technik mithilfe von Raumthermostaten möglich und sinnvoll.

Die jeweilige Kostenersparnis durch smarte Technik hängt unter anderem vom Heizverhalten der Nut­ze­r:in­nen ab. Wer ohnehin schon darauf geachtet hat, energiesparend zu heizen, wird vermutlich nicht allzu viel einsparen. Menschen, die bisher eher achtlos geheizt haben, eröffnet sich mit den Systemen aber die Möglichkeit, durch exakte Planung den Energieverbrauch und damit die Kosten deutlich zu senken.Die Höhe dieser zu erwartenden Einsparung liegt, wie auf der Homepage der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online aufgeführt wird, nach Studien der Verbraucherzen­trale und von Verbänden wie dem Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) zwischen 9 und 15 Prozent.

Auch, wenn die smarte Technik den Nut­ze­r:in­nen viel Komfort bietet, ist es unerlässlich, sich mit dem richtigen Heizen und Lüften zu beschäftigen. Unter anderem das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) und die Verbraucherzentrale bieten dazu auf ihren Seiten übersichtliche Informationen. Stoßlüften und das Lüften bei Wasserdampf, die Regulation der Luftfeuchtigkeit, aber auch die richtige Raumtemperatur und der Wechsel zwischen Tag und Nacht werden dort übersichtlich und leicht verständlich erklärt. Cordula Rode

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