Kreuzfahrtgebühr in Griechenland: 10 Euro für Santorin-Visite
Wer als Kreuzfahrtpassagier auf der griechischen Insel Santorin von Bord geht, wird schon bald tiefer in die Tasche greifen müssen. Venedig lässt grüßen.
Konkret soll die neue gesetzliche Regelung für Santorin und möglicherweise auch Mykonos, einen weiteren Touristen-Hotspot der Kykladen-Inseln, gelten. Nach Angaben eines Regierungsbeamten dürfe der Abstiegspreis „nicht unter 10 Euro für Santorin liegen“.
Hintergrund dafür ist, dass der sogenannte Übertourismus die malerische Insel von Jahr zu Jahr mehr belastet. Dazu tragen Kreuzfahrtpassagiere maßgeblich bei. Im vorigen Jahr besuchten 3,4 Millionen Urlauber Santorin. Dabei zählt die Insel in den Wintermonaten lediglich 10.000 Einwohner. 1,3 Millionen der Touristen kamen mit Kreuzfahrtschiffen, ein Anstieg von 57 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Für das Urlaubsgebiet hat das fatale Folgen. Strom, Wasser, Verkehr, Müll: Die vorhandene Infrastruktur auf Santorin hält dem Ansturm der Touristen vor allem in der Hochsaison von Juni bis September kaum mehr stand.
Santorin: Übertourismus unter Kontrolle kriegen
Das zwingt die Regierung in Athen zum Handeln. Vor Kurzem seien in einer Regierungssitzung unter Leitung der griechischen Tourismusministerin Olga Kefalogianni „alle Vorschläge auf den Tisch gelegt worden“, um des Problems Herr zu werden, berichteten griechische Medien.
In der Sitzung hätten Regierungsbeamte dafür geworben, sogar ein vollständiges Verbot von Kreuzfahrten auf griechischen Inseln in Betracht zu ziehen. Dagegen regt sich jedoch starker Widerstand von Seiten der Tourismusvertreter. Sie sind der Ansicht, dass Griechenland es sich schlicht nicht leisten kann, die wichtigen Erlöse aus der Kreuzfahrt zu verlieren. Und: Santorin sei für Kreuzfahrtpassagiere aus aller Welt die Top-Destination in Hellas, so ihr Argument.
Fest steht: Der Tourismus ist für Griechenland von immenser ökonomischer Bedeutung. Im vergangenen Jahr strömten laut offiziellen Angaben 32,735 Millionen Urlauber aus dem Ausland in das zehn Millionen Einwohner zählende EU-Land, fast fünf Millionen Touristen mehr als im Jahr 2022.
Ferner beliefen sich die Direkterlöse aus dem Tourismus, also die Ausgaben der Griechenlandurlauber vor Ort, auf gut 20 Milliarden Euro – ebenfalls ein neuer historischer Rekord. Damit trägt der Tourismussektor rund ein Viertel zum griechischen Bruttoinlandsprodukt bei.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen