Die Wahrheit: Voll verparkt auf der Kö
Die wieder einmal innovative FDP experimentiert in Düsseldorf mit neuen Parkautomaten und bietet ihrem Porsche-Publikum Autoluxus vom Feinsten.
FDP-Mann Axel Freiherr von Zuffenhausen, ein Gym-gestählter Neunzehnjähriger mit schneidigem Haarschnitt, ist nicht zu bremsen. „Wir Deutschen sind, wie jeder weiß, ein humoriges Völkchen“, sprudelt es aus ihm heraus. „Beim Thema Parken hört der Spaß aber auf. Und da kommen wir ins Spiel.“
Von Zuffenhausen steht im neuen Flagship-Pop-up-Store der FDP an der Düsseldorfer Königsallee, gleich neben Louis Vuitton. Mit einem Grinsen so breit wie die Reifen von Christian Lindners Porsche fährt der Storemanager fort: „Alle Welt denkt, wir wollen immer nur blockieren. Aber das stimmt überhaupt nicht. Wenn es ums Parken geht, geben wir Vollgas. Das lassen wir hier mal so richtig aufpoppen. Brauchen Sie zufällig irgendwas von Louiwieh? Wir kriegen drei Prozent.“
Tatsächlich haben die Liberalen, was ihren Einsatz für den autofahrenden Teil der Bevölkerung angeht, zuletzt spektakuläre Erfolge verbuchen können. Auf Bildschirmen an den Ladenwänden dokumentieren Filme in trendig verwackeltem Dogma-Anti-Style-Style, wie die Partei in Halle ruckzuck die autofreie Altstadt verhinderte, in Münster über Nacht radfahrerfreie Zonen durchsetzte und in München im Eilverfahren Parkverbotsverbote.
„Wem ist es zu verdanken, dass Parken zum immateriellem Kulturerbe zählt? Na? Uns!“, röhrt von Zuffenhausen.
Amnestie für SUV
Jüngster Coup der FDP: ein Antrag auf Generalamnestie für Falschparker. Der Freiherr reckt das aprikosenzarte von keinerlei Bartwuchs verunstaltete Kinn: „Stellen Sie sich vor, Sie kurven mit Ihrem SUV durch die Stadt und finden keinen behördlich genehmigten Parkplatz. Alles zugeparkt mit unterbreiten Kleinwagen von Schlechterverdienenden. In solchen Fällen muss es möglich sein, das Auto einfach irgendwo abzustellen. Besser falsch parken als gar nicht parken.“
Beim Einwand, seine Partei drücke nur dann auf die Tube, wenn es darum geht, Stillstand zu produzieren, senkt sich von Zuffenhausens Laune wie eine Parkhausschranke: „Wer so denkt, hat seinen Verstand jawohl voll verparkt.“
Samstagvormittag, zügig füllt sich der Store. Eine spargeldürre Düsseldorferin mit autoreifengroßer Sonnenbrille und kühlerhaubengroßem Hut stöckelt herein und erzählt gehetzt, sie habe eine geschlagene halbe Minute erfolglos nach einem regulären Parkplatz Ausschau gehalten und ihren Pick-up dann einfach mitten auf der Kö stehen lassen.
„Ganz in unserem Sinn“, lobt von Zuffenhausen. „FDP – fröhlich drauflos parken.“
„Hat die FDP auch einen Parkservice?“, kräht die Dame.
„Fragen Sie mal gegenüber im Steigenberger Parkhotel, da ist man auf solche Dienstleistungen spezialisiert. Haha!“
Sie torkelt in den hinteren Teil des Ladens und parkt sich in einem der Séparées, wo Chaiselongues mit Massagefunktion erschöpften Parkplatzsuchenden kostenlos kostbare Momente der Erholung ermöglichen. Nach Auskunft des Freiherrn grassiert in der urbanen SUV-Szene eine brutale Parkplatzangst, in der Psychotherapie als Parkplatzangststörung anerkannt – nicht zu verwechseln mit Parkinson. Aus Boxen tönt die Stimme von Conny Froboess, eine chillige Houseversion ihres Fünfzigerjahrehits „Park die Badehose ein“.
Taste für Genussparker
In einer Vitrine schimmert der Prototyp eines Parkticketvollautomaten, wie ihn die Liberalen gern als EU-Norm sähen: Neben der Brötchentaste für Kurzparker gibt es eine Hummerschaumsüppchentaste für Genussparker. Regelmäßig schneit jemand Prominentes herein, an diesem Mittag zum Beispiel Hieronymus Doerr, Bestsellerautor („Wer parkt, gewinnt“) und Ehrenmitglied der SPD-fernen Range-Rover-Stiftung.
Schnell drängt sich eine Traube von Menschen um den charismatischen Best Ager. „Das Auto muss in die Mitte der Gesellschaft zurückgeparkt werden“, deklamiert Doerr und verfolgt aus dem Augenwinkel, wie der Caterer seinen Stand mit Gratis-Austern bestückt. Doerr tönt, Parken sei ein Wirtschaftsturbo, der Millionen in die Kassen der Parkplatzbereitsteller spüle: „Versuchen Sie das mal mit Fahrradständern!“
Da hat der Caterer seine Vorbereitung beendet. Die Meute baut sich vor ihm auf mit einer wütenden Entschlossenheit, als hätte sie schon seit Tagen keine Austern mehr gehabt. Als Freiherr von Zuffenhausen durchs Fenster blickt, gleitet ein Lächeln über sein Gesicht: Vor dem Store warten Dutzende von Menschen mit müden hungrigen Augen auf das Freiwerden einer Chaiselongue.
„Na, Zuffi, viel um die Ohren?“, fragt Hieronymus Doerr, als ihm der Freiherr in den Parka hilft.
„Yep, bisschen viel ehrlich gesagt“, antwortet er.
„Dann muttu mehr Ohren haben“, rät Doerr, tätschelt Zuffi großväterlich die Wange, schwingt sich draußen auf sein Fahrrad und radelt heim.
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