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Eine neue, stille Art von Mann

„Klute“ war sein Durchbruch – viele Kinorollen von Donald Sutherland waren Affronts gegen den traditionellen Machohelden

Von Jenni Zylka

Alan J. Pakulas Psychothriller „Klute“ mit Donald Sutherland zeigte 1971 eine neue Art von Mann. Einen stillen, toleranten Helden, der einer Partnerin Freiräume lässt. Der in der ersten gemeinsamen Nacht anfangs nur den Schlafanzug und erst auf ihre Initiative das Bett mit ihr teilt.

„Klute“ war Sutherlands Durchbruch in eine neue Welt. Der 1935 geborene Kanadier, der nach einem Ingenieursstudium zur „London Academy of Music and Dramatic Art“ gewechselt war, hatte in den frühen 60ern zunächst dort gespielt. 1967 ging es in die USA: In „The Dirty Dozen“ spielte er das Mitglied eines Strafbatallions im Zweiten Weltkrieg. In einer Szene soll er sich als General ausgeben, der eine Truppe inspiziert. Kaugummikauend schlakst Sutherland durch die Reihen, jede Bewegung ein Affront gegen den traditionellen Militärhelden.

1970 spielte Sutherland in den Antikriegskomödien „M.A.S.H.“ und „Kelly’s Heroes“. Nach der Scheidung von seiner zweiten Frau, mit der er die Zwillinge Kiefer und Rachel Sutherland hat, begann er bei den Dreharbeiten zu „Klute“ ein Verhältnis mit der politisch aktiven Jane Fonda, das drei Jahre hielt. Gemeinsam produzierten sie den Dokumentarfilm „F.T.A.“ – für „Fuck The Army“. In den 70ern brillierte Sutherland in „Fellini’s Casanova“ und Nicolas Roegs „Wenn die Gondeln Trauer tragen“, nach Roeg benannte Sutherland einen seiner Söhne – alle drei tragen die Namen von Regisseuren.

Sutherland spielte 1989 im Anti-Apartheits-Drama „Weiße Zeit der Dürre“ und 1991 in Oliver Stones „JFK“. Er arbeitet auch als Sprecher – seiner Stimme hörte man an, dass sie aus einem langen Körper stammt, sein durch das leichte Auswärtsschielen eines Auges geprägter Blick war faszinierend. Als er 2012 eine Rolle in „Die Tribute von Panem“ übernahm, ließ einen seine Interpretation des Antagonisten Snow erschauern.

Nachdem Sutherland am Donnerstag nach langer Krankheit 88-jährig in Miami verstarb, verabschiedete sich sein Sohn Kiefer auf der Plattform X: „Keine Rolle hat ihn je eingeschüchtert, good, bad or ugly. Er liebte, was er tat, und er tat, was er liebte.“

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