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„Es ist echt schwierig, junge Leute zu mobilisieren“

Lilly Gramann, 18, hat am Samstag das Musikfestival „Bienenbüttel rockt bunt“ in der Lüneburger Heide auf die Beine gestellt

Foto:  Foto: privat

In meiner Gemeinde Bienenbüttel wohnen zwei völkische Großfamilien, die an Hitlers Geburtstag Reichsflaggen vor ihren Häusern hissen und an rechten Ferienlagern teilnehmen. Ich selbst bin einige Jahre mit einem Mädchen aus einer völkischen Familie in die Schule gegangen. Zum Teil werden die Familien akzeptiert oder sogar verteidigt, weil sie sich hier in Vereinen enga­gieren.

Viele Menschen in Bienenbüttel wissen gar nicht, was für rechtsextremes Gedankengut in diesen Familien gelebt wird. Um das zu ändern, haben wir letztes Jahr die Gruppe „Bienenbüttel summt bunt“ gegründet. Unser Ziel ist es aber nicht nur, über rechte Ideologien aufzuklären. Wir werben für ein anderes Bienenbüttel, das für ein solidarisches und vielfältiges Weltbild steht.

Am Anfang haben wir ein Selbstverständnis formuliert. Das haben wir ausgedruckt und in der Arztpraxis und in mehreren Läden ausgelegt. So sind wir schnell gewachsen. Den Demo-Aufschwung in ganz Deutschland nach der Correctiv-Recherche im Januar haben auch wir gespürt. Im März haben hier fast 400 Leute gegen rechts demonstriert. So eine große Demo habe ich in Bienenbüttel noch nie gesehen. Als bunte Initiative auf dem Dorf bekommen wir aber nicht nur positive Reaktionen. Für das Konzert am Samstag haben wir ei­ne*n Ton­tech­ni­ke­r*in gesucht und bekamen einen Kontakt. Am Telefon hieß es dann: Ich bin rechts, bei sowas mach ich nicht mit. Zum Glück ist das die Ausnahme.

Ein paar Su­per­markt­mit­ar­bei­te­r*in­nen im Ort haben für das Konzert sogar extra ihre Schichten getauscht, um dabei sein zu können. So etwas zu hören ist total schön.

Auf der anderen Seite ist es echt schwierig, junge Leute in meinem Alter zu mobilisieren. Viele interessieren sich nicht für politische Themen, nicht einmal für die völkischen Sied­le­r*in­nen in ihrer Nachbarschaft. Nicht nur wegen der Europawahl, auch deshalb haben wir das Konzert auf den Samstag gelegt. Am gleichen Tag fand im Dorfzentrum vorher nämlich ein Familienfest statt. So wollten wir Leute erreichen, die sonst nicht zu ­einem Konzert für ein buntes Europa ­gekommen wären.

Protokoll: Aaron Wörz

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