Polens radikale Bauernbewegung „Orka“: Beim nächsten Mal wird zugeschnappt

Die polnische radikale Bauernbewegung „Orka“, auf Deutsch „Killerwal“, leistet der rechtsnationalen Partei PiS EU-Wahlkampfhilfe.

Zwei Männer umringt von Vertreter:innen der Presse sprechen intensiv miteinander.

Bauernproteste im Sejm: Robert Telius umringt von Ver­tre­te­r:in­nen der Presse Foto: Damian Burzykowski/Imago

WARSCHAU taz | Die radikale Bauernbewegung „Orka“ stürmte Mitte Mai in den Sejm, das polnische Abgeordnetenhaus. Dort traten die vierzehn Männer in den Hungerstreik. Sie behaupteten, „die Bauern“ zu vertreten, wollten ein Gespräch mit Premier Donald Tusk erzwingen und mit ihm über einen Importstopp aus der Ukraine und ein Ende der Klimapolitik der EU-Kommission verhandeln. Doch Tusk, der von einem der „Orka“-Männer auf Deutsch angepöbelt wurde, weil er angeblich „kein Polnisch“ spreche und daher die polnischen Bauern nicht verstehe, lief einfach weiter.

„Orka“ hat im Polnischen mehrere Bedeutungen: Killerwal, das Pflügen und Sisyphusarbeit. Nun aber, keine zwei Wochen vor den Wahlen zum EU-Parlament, enthüllte die konservative Tageszeitung Rzeczpospolita, dass „Orka“ bis heute nicht als eigenständige und neue Bauernbewegung registriert sei. Anscheinend ist sie nur eine radikale Protestgruppe im Dienste der rechtsnationalen Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS).

Ein erster Verdacht war aufgekommen, als sich die PiS-Abgeordneten Robert Telus und Piotr Polak vor die Kameras und Mikrophone drängten, um den im Sejm vertretenen Journalisten Interviews zu geben. Doch die Orka-Männer beteuerten, dass die Registrierung ihrer Organisation unmittelbar bevorstünde.

Telus und Polak hatten die Orka-Leute in den Sejm eingeladen. Beide PiS-Politiker kandidieren in der zentralpolnischen Wojewodschaft Lodz für das EU-Parlament und behaupten, schon immer gegen den Green Deal der Kommission gewesen zu sein.

Viele Videos

Dabei gibt es zahlreiche Videomitschnitte aus den vergangenen acht Jahren, als die PiS noch an der Macht war, in denen PiS-Parteichef Jaroslaw Kaczynski, PiS-Premier Mateusz Morawiecki und PiS-Landwirtschaftskommissar in der EU Janusz Wojciechowski den Green Deal als ureigene PiS-Politik ausgaben.

Nun aber posieren Telus und Polak mit den Orka-Leuten und ihrem EU-Sensenmann-Plakat „Die Europäische Union vernichtet Land und Bauern“. Inzwischen haben die Hungerstreikenden den Sejm verlassen, wollen aber demnächst „mit einer anderen Form des Protestes“ wiederkommen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.