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Was ist eine gute Rente?

Wer seine Altersvorsorge mit grünen Produkten ergänzen will, muss genau hinschauen, um Angebote zu finden, die sowohl rentabel sind als auch konsequent nachhaltig

Von Ansgar Warner

„Renditeorientiert und global-diversifiziert zu marktüblichen Bedingungen“ – mal ehrlich, kann man so mit gutem Gewissen einen Teil seiner Rente finanzieren? Auf gar keinen Fall, findet der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Und hält dagegen: „Zukünftige Renten dürfen nicht mit Profiten aus klimaschädlichen Geschäftsmodellen, Zwangsarbeit oder Missachtung indigener Rechte finanziert werden.“

Leider könnten wir das in Zukunft alle tun – denn mit der schönsprecherisch als „Generationenkapital“ bezeichneten Aktienrente will die Bundesregierung in Zukunft Finanzierungslücken bei der staatlichen Rente durch Investitionen am Kapitalmarkt abfedern, ohne groß auf Nachhaltigkeits-kriterien zu achten.

Bisher ist Deutschland ein eher konservatives Rentnerland: jedes Jahr werden mehr als 300 Milliarden Euro nach dem Umlageprinzip verteilt. Was die aktiven Arbeitnehmer als Beiträge entrichten, wird direkt wieder an die Pensionäre ausgeschüttet. Die Versicherten befeuern also nicht die Börsenkurse, sondern erwerben Rentenansprüche für die Zukunft. Dabei gilt: Wer das Durchschnittsgehalt verdient, 2024 waren das 45.358 Euro, erhält genau einen „Entgeltpunkt“, was derzeit einem monatlichen Rentenanspruch von 37,60 Euro pro Monat entspricht.

Das ist im doppelten Sinne nachhaltig, denn Geld für diesen „Generationenvertrag“ landet eben nicht auf den Finanzmärkten. Selbst die gesetzlich verpflichtende „Nachhaltigkeitsreserve“, die etwa den Rentenzahlungen von eineinhalb Monaten entspricht, wird lediglich bei der Europäischen Zentralbank zwischengeparkt. In anderen Ländern ist man da weniger zimperlich. So investiert der norwegische Staat etwa mit seinem Pensionsfonds kräftig in Unternehmen im eigenen Land und in den skandinavischen Nachbarstaaten.

Allerdings reicht die staatliche Rente in Deutschland schon längst nicht mehr aus, um im Alter seinen bisherigen Lebensstandard zu halten. Zukünftig garantiert sind lediglich 48 Prozent des früheren Nettogehalts. In unserem Nachbarland Österreich, wo auch Gutverdienende und Beamte in die staatliche Rentenkasse einzahlen, sind es dagegen immer noch 80 Prozent.

Das zwingt uns alle zu einer ergänzenden privaten Altersvorsorge – und stellt uns vor eine ähnliche Frage wie die Bundesregierung: Wie soll das Verhältnis zwischen Rendite und Ethik aussehen?

Wer sich konsequent aus den Finanzmärkten heraushalten will, hat immerhin einige Möglichkeiten. Die klassische Variante ist immer noch der Erwerb von Wohneigentum, wobei man hier natürlich auch von staatlicher Förderung profitieren kann. Allerdings sollte das nicht die einzige Form der privaten Absicherung bleiben – sonst hat man ein sogenanntes Klumpenrisiko am Bein. „Betongold“ birgt aber auch zusätzliche Chancen. Eigenheimbesitzer können ihr Geld schließlich in eine Photovoltaikanlage stecken und damit nicht nur ihre Stromrechnung langfristig senken, sondern auch noch für mehr als 20 Jahre garantierte Einspeisevergütungen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz kassieren.

Eine völlig finanzmarktfreie Variante, die alle Menschen über 50 wahrnehmen können, ist der Erwerb von zusätzlichen Rentenpunkten bei der staatlichen Rentenkasse. Der jeweilige Preis eines Punktes wird vom jährlich errechneten Durchschnittsgehalt aller Einzahler berechnet. Im Jahr 2024 lässt sich etwa ein Rentenpunkt für 8.437 Euro in West- und für 8.320 Euro in Ostdeutschland erwerben. Dafür erhält man bis ans Lebensende eine garantierte Rentensteigerung von 37,60 Euro pro Monat. Die „Rendite“ hängt allerdings von den zukünftigen Rentensteigerungen ab, in den letzten 20 Jahren lag der Durchschnitt bei 1,6 Prozent.

Die klassischen privaten Varianten der Rentenversicherung haben dagegen in der Regel mit der Geldanlage am Finanzmarkt zu tun, man muss also genau hinschauen, was die Akteure damit anstellen. Nicht immer hat man darüber die Kontrolle: bei der betrieblichen Altersvorsorge etwa (bAV) kann man sich zwar über die Anlagekriterien informieren, sie jedoch im Zweifelsfall nicht ändern.

Eine gute Auswahl hat man nicht zuletzt auch bei Geldanlagen ohne staatliche Förderung

Besser sieht es aus bei staatlich geförderten Riester- oder (für Selbstständige) Rürup-Verträgen. Dabei handelt es sich meist um Fondsparpläne oder klassische Rentenversicherungen. In diesem Segment haben viele Anbieter inzwischen Produkte aufgelegt, die Investitionen in bestimmte Bereiche, etwa fossile Energien, Kinderarbeit oder Rüstung, ausschließen. Wegen hoher Verwaltungskosten und niedriger Erträge stehen solche Anlageformen aber generell in der Kritik von Verbraucherschützern.

Eine gute Auswahl hat man nicht zuletzt auch bei Geldanlagen ohne staatliche Förderung, etwa den immer beliebter werdenden ETF-Fondssparplänen. Dabei orientieren sich die klassischen ETF-Fonds an einem bestimmten Leitindex, etwa dem „MSCI World“. Nachhaltigere Alternativen dazu sind zum Beispiel der „MSCI World Socially Responsible Index“ oder der „Dow Jones Sustainability Index World Enlarged“.

Leider werden solche Alternativen bisher kaum genutzt: dem Forum Nachhaltige Geldanlagen zufolge fließen bisher in Deutschland nur knapp über zehn Prozent des investierten Vermögens in solche nachhaltigeren Anlagevarianten.

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