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Teure Kunst und großes Kino

Auch das Kino interessiert sich für Kunst. Und wie die geklaut werden kann. Die Tä­te­r*in­nen sind dabei gern die sympathischen Figuren in den Filmen

Von Wilfried Hippen

Filme über geklaute Kunstwerke gehören zum Genre des Capermovies, also jener Spielfilme, in denen ein komplizierter Coup wie ein Bankeinbruch, Juwelendiebstahl oder eben ein Kunstraub im Mittelpunkt der Handlung steht. Erzählt wird aus der Perspektive der Täter*innen, und oft sind diese dann auch sympathische Antiheld*innen, während ihre Opfer sich gern als die eigentlichen Schurken entpuppen.

Ein perfektes Beispiel dafür ist „Grand Budapest Hotel“ von Wes Anderson, in dem so vieles auf so vielen verschiedenen Erzählebenen passiert, dass man den Haupthandlungsstrang schon mal aus den Augen verlieren kann. Doch alles andere wird in Gang gesetzt, weil der Concierge Monsieur Gustave H. (Ralph Fiennes) ein berühmtes und wertvolles Ölgemälde klaut, das ihm zwar im Testament seiner Geliebten Madame D. (Tilda Swinton) vererbt, aber von deren geldgieriger Nachkommenschaft vorenthalten wurde. Der Witz dabei ist, dass Monsieur Gustave das Gemälde des fiktiven niederländischen Renaissancemalers Johannes van Hoytl von der Wand nimmt und es durch ein erotisches Gemälde ersetzt, das gerade so rumliegt. Und dieses Bild sieht so aus, als hätte Gustav Klimt es gemalt. Wenn der böse Dimitri Desgoffe und Taxis (Adrien Brody) also dieses Bild angeekelt von der Wand reißt und im Kamin verbrennt, vernichtet er selbst damit das viel wertvollere Gemälde.

Auch Audrey klaut

Monsieur Gustave ist einer der im Kino so beliebten Gentleman-Diebe, und ein schönes Exemplar dieser Gattung gibt Peter O’Toole in William Wylers Komödie „Wie klaut man eine Million“ aus dem Jahr 1966. Audrey Hepburn spielt dabei eine geplagte Tochter, deren Vater ein Kunstfälscher ist. Der droht aufzufliegen, weil eine gefälschte „Cellini“-Statue, die er an ein Museum ausgeliehen hat, von der Versicherung geschätzt und dafür untersucht werden soll. Audrey erwischt den Kunstdieb Peter dabei, wie dieser gerade eines der gefälschten Bilder ihres Vaters stehlen will. Die beiden verlieben sich ineinander und versuchen zusammen die Statue aus dem Museum zu stehlen – ihre Beute ist also nicht nur eine Fälschung, sondern sie bestehlen im Grunde nur sich selber.

Aber ein Kunstdieb kann auch ein Trottel sein. In der dänischen Kriminalkomödie „Stea­ling Rembrandt“ aus dem Jahr 2003 soll der Kleinkriminelle Mike im Auftrag eines Knastkumpels ein Ölbild von dessen Urgroßmutter aus dem Kunstmuseum Nivaagaard stehlen. Doch Mike klaut das falsche Bild: die „Dame mit Nelke“ von Rembrandt, die mehr als 100 Millionen Kronen wert ist. Bald ist ihm die Polizei auf den Fersen, ein reicher Japaner will ihm das Bild abkaufen und ein paar Revolvermänner aus England sind auch noch hinter ihm her. Der beste Witz bei diesem ziemlich komischen Film ist, dass das alles, zumindest so ähnlich, tatsächlich passiert ist.

Auch der berühmteste Kunstdiebstahl überhaupt wurde schon im Kino nachgespielt – und zwar gleich mehrfach. 1911 stahl der Italiener Vincenzo Peruggia die „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci aus dem Pariser Louvre. Schon 1912 erzählte Charles Decroix davon in einem deutschen Stummfilm mit dem nicht sehr einfallsreichen Titel „Mona Lisa“. 1931 machte der deutsche Regisseur Geza von Bovary aus der Geschichte eine Filmrevue mit Willi Frost und Gustav Gründgens und dem Titel „Der Raub der Mona Lisa“. Von diesem gibt es ein launiges italienisches Remake aus dem Jahr 1966 mit dem Titel (raten Sie mal): „Der Dieb der Mona Lisa“.

Großes Kino ist das alles nicht. Aber das könnte bald kommen, denn Jodie Foster plant, eine große Hollywood-Produktion über das geklaute Lächeln zu inszenieren. Arbeitstitel: „The Day They Stole The Mona Lisa“.

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