: Menschen, die auf Ziegen starren
In der Mongolei nimmt der Bestand der Kaschmirziege rasant zu. Die starke Nachfrage beschert Hirten ein vergleichsweise hohes Einkommen. Doch der Klimawandel bedroht das Geschäft
Aus dem Khujirt-Distrikt Matteo Fagotto (Text) und Matilde Gattoni (Fotos)
An einem kalten Frühlingsmorgen am Mukhdag-Fluss erwacht Ganbaatar Davaasuren, Ende 30, bei den ersten Sonnenstrahlen, die die Hügel am Fluss erhellen. Nach einer Schüssel tsuiyan – einem traditionellen Gericht aus Nudeln, Kartoffeln und Trockenfleisch – nimmt er sich einen Moment, um mit seiner zwei Jahre alten Tochter Ariunbileg zu spielen. Wie an jedem anderen Tag auch wird er gleich dem eisigen Wind draußen trotzen und auf seinem Pferd zum gefrorenen Fluss reiten, um nach dem Vieh zu sehen.
Davaasuren, den hier alle „Bukhuu“ nennen – nach den ersten Lauten, die er als Baby von sich gegeben haben soll –, hat schon sein ganzes Leben in der Provinz Uvurkhangai in der Zentralmongolei verbracht. Er hat den Beruf des Schäfers erlernt, wie schon sein Vater und sein Großvater und alle Ahnen vor ihm: Davaasurens Familie gehören etwa 100 Tiere – Schafe, Ziegen, Kühe, Yaks und Pferde. „Ich liebe meinen Beruf“, sagt er, seine Tochter auf dem Schoß. „Nichts könnte mir größere Zufriedenheit verschaffen, als auf diese Weise für meine Kinder sorgen zu können.“
Nachdem er nach seinem Vieh gesehen hat, muss Bukhuu Holz aus dem nahegelegenen Wald holen, dann hilft er seiner Frau die Ziegen zusammenzutreiben für die wichtigste Arbeit des Jahres. Das Frühjahr ist die Zeit, in der die Wolle gekämmt wird in der Mongolei, und die Ziegen werden nun einen Rohstoff liefern, der zu den teuersten und am meisten nachgefragten weltweit zählt.
Rund 40 Prozent der weltweiten Kaschmirproduktion stammt vom windumtosten Hochplateau dieses unberührten asiatischen Landes. Die Unterwolle der Ziegen, die vor der kalten Jahreszeit wächst, wird im Frühling ausgekämmt, sobald das Wetter wieder wärmer wird. Die in der Region beheimateten Ziegen entwickeln eine besonders dichte Wolle, um die strengen mongolischen Winter zu überstehen. Die Temperaturen können hier bis auf minus 40 Grad Celsius sinken. Es macht den Kaschmir zu einem der besten der Welt.
Das Kämmen ist harte Arbeit, es kann die Schäfer, abhängig von der Größe ihrer Herde, für Wochen beschäftigen. Der gewonnene Rohstoff wird an Zwischenhändler verkauft, die sie in die Hauptstadt Ulan-Bator bringen. Dort wird die Wolle gewaschen und enthaart. Der größte Teil des mongolischen Kaschmirs wird dann als Rohmaterial ins benachbarte China verkauft. Von dort gelangt er auf den Weltmarkt.
In den letzten Jahrzehnten hat Kaschmir den Schäfern ein verlässliches Einkommen beschert. Mehr als 170.000 Familien leben von dem Geschäft, für etwa ein Drittel der mongolischen Bevölkerung ist es die Haupteinkommensquelle. „Ohne das Kaschmirgeschäft hätten wir nicht so viele Ziegen, und wir würden definitiv viel weniger verdienen“, bestätigt Bukhuu. Seine Familie verdient etwa 1.000 Dollar pro Jahr mit der Wolle. Das Geld hat der Familie ein paar „Annehmlichkeiten“ ermöglicht – ein Solarmodul, ein Motorrad – und ihr hartes Dasein gerade so über das Existenzminimum gehoben.
Die Mongolei ist eines der am dünnsten besiedelten Länder der Welt. Mit Ausnahme der Hauptstadt und einiger regionaler Zentren besteht die Mongolei aus scheinbar endlosem Weideland, auf dem Millionen Nutztiere – Schafe und Ziegen, Kühe und Yaks, Pferde und Kamele – grasen. Die Schäfer sind die einzigen Bewohner dieses einsamen Landes, in dem es keine Straßen und Steinhäuser gibt und wo die Tage sich nach den Bedürfnissen der Tiere und dem unerbittlichen Rhythmus der Natur richten.
Die mongolischen Schäfer haben über Jahrhunderte ein isoliertes, selbstgenügsames Leben geführt. Sie haben von Ackerbau und Viehzucht gelebt, von Tierhäuten, Milchprodukten und Fleisch. Sie sind außerdem die letzten Vertreter eines nomadischen Lebensstils, der weltweit im Verschwinden begriffen ist. Schäfer wechseln ihre Weidegründe mehrmals im Jahr, manchmal bewegen sie sich dafür hunderte von Kilometern von zu Hause fort. Sie führen ein karges Leben mit nur sehr wenigen Besitztümern: ein Sofabett, ein metallener Kochofen und die paar wenigen anderen Möbelstücke, die in ihr ger passen – die kleine hölzerne, tragbare Jurte, in der sie wohnen, und die überall innerhalb von wenigen Stunden auf- und abgebaut werden kann.
In einem Land, das so trocken und kalt ist, ist Landwirtschaft beinahe unmöglich. Das Vieh ist der einzige wirkliche Reichtum der Hirten. Die mongolischen Nomaden behandeln sie mit einer Mischung aus Liebe, Fürsorge und Respekt – begründet in der Notwendigkeit, dass sowohl Mensch als auch Tier hier in einer der härtesten Regionen der Erde überleben müssen. Jedes Mal wenn ein Jungtier seine Mutter verliert, macht die Nachricht wie ein Lauffeuer die Runde zwischen den Familien, und jeder hilft mit, das Muttertier wieder aufzutreiben. Verliert ein Jungtier seine Mutter, füttern und päppeln die Hirten es in ihrem ger, als wäre es ihr Kind. Im Herbst schlachten sie ein paar Tiere und trocknen das Fleisch, um den Winter zu überleben. Ausgewählt werden ausschließlich die Tiere, die alt sind oder zu schwach für den Winter. Ein Kalb oder ein Lamm zu schlachten gilt als undenkbar: Es würde bedeuten, dass man das Tier seines Anrechts auf ein Leben beraubt.
Pferde sind die Tiere, die die Hirten am meisten verehren. Sie gelten als Symbol schlechthin für das nomadische Leben. Waren sie früher hauptsächlich Transportmittel, sind Pferde inzwischen zum Statussymbol geworden. In jedem ger gibt es eine Ecke, die den Medaillen gewidmet ist, die während des Naadam gewonnen wurden, einem traditionellen Festival in den Sommermonaten, bei dem Hirten im Wrestling, Bogenschießen und bei Pferderennen gegeneinander antreten.
Das Vieh ist außerdem Grundlage für jeden Smalltalk – und ein sehr nützlicher Weg, das Eis zu brechen. Freundlich gesinnte Fremde werden von den Hirten zunächst in ihr ger gebeten, meist bekommt man eines der wertvollsten Besitztümer angeboten – eine Prise Schnupftabak. Dann, über einen Schale heißem, milchigem Tee, fangen sie an zu erzählen, wie die Kaschmirsaison läuft, und wie gesund ihr Vieh ist – und werden dabei alle fünf Minuten aufstehen und aus dem ger hinausgehen, um mit einem Fernglas nach dem Standort der Herde zu schauen.
Es ist kein leichtes Unterfangen, in einer solch herausfordernden Umwelt Vieh zu züchten. Ohne die Vorteile moderner Landwirtschaft kann jede Wetterveränderung weitreichende Konsequenzen für die Herden haben. Wenn das Gras im Sommer nicht hoch genug wächst, weil der Regen fehlt, können die Tiere nicht genug Winterspeck ansetzen, um die kalte Jahreszeit zu überleben. Eine Dürre, auf die ein besonders kalter Winter folgt, kann katastrophale Auswirkungen haben. Die Mongolen haben ein besonderes Wort für diesen Fall. Sie nennen es dzud.
Ishbaljir Battulga, Hirte
Tserennadmid Khaltarkhuu, ein Hirte Mitte 40 aus der Region Gobi, erinnert sich noch an die dzud 2001, als wäre es gestern gewesen. „Meine Frau und ich hatten in dem Herbst geheiratet, und uns waren gerade 200 Tiere geschenkt worden, von unseren Familien, als Existenzgrundlage“, erzählt er. „Nach einem furchtbaren Winter waren noch 30 Tiere davon übrig. Von 120.000 Tieren in der ganzen Gobi-Region sind in dem Jahr 100.000 verendet.“
Die Gefahren des dzud sind in den Köpfen der Hirten allgegenwärtig. Aber in den letzten Jahrzehnten haben viele begonnen, die weniger extremen, subtileren Folgen des Klimawandels zu bemerken. In der Mongolei ist die Durchschnittstemperatur in den vergangenen 80 Jahren bereits um 2 Grad Celsius gestiegen – also um einiges mehr als das weltweite Mittel, und bis zum Ende dieses Jahrhunderts könnte der mittlere Temperaturanstieg sogar 5 Grad betragen. Mildere Winter – die einen negativen Einfluss auf die Kaschmirqualität haben – werden neuerdings abgelöst von langen, trockenen Frühjahrsmonaten und kurzen Sommern, in denen nicht genügend Regen fällt, um das Grasland zu erhalten.
„Früher gab es leichten Regen, der die Vegetation stetig hat wachsen lassen“, erklärt Gankhuyag Nyam-Ochir, geschäftsführender Direktor des Nationalen Verbands der Hirten und Weidelandnutzer. „Aber jetzt haben wir diese plötzlichen starken Regenfälle, die die fruchtbare Erde wegwaschen und die Weidelandvegetation weniger werden lassen.“ 70 Prozent der mongolischen Weideflächen sind bereits als minderwertig eingestuft, und die fortschreitende Verödung stellt eine existenzielle Bedrohung dar für ein Land, in dem Hirten immer noch 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen.
„Als ich ein Kind war, ist das Gras im Sommer normalerweise bis zu 40 Zentimeter hoch gewachsen. Jetzt erreicht es nicht einmal die Hälfte der Länge, und einige Pflanzenarten sind bereits verschwunden“, erzählt Khos-Erdene Nyamdavaa, ein etwa 40-jähriger Hirte aus der Provinz Uvurkhangai. „Früher habe ich nie Hirten gesehen, die ihre Tiere mit zugekauftem Heu gefüttert haben. Es gab genügend Vegetation für alle. Ich mache mir große Sorgen um die Zukunft“, sagt auch Gandiimaa Bayasgalan, eine Hirtin, Ende 40, aus derselben Gegend. Laut Umweltorganisationen und Klimaexperten ist die einzige Möglichkeit für die Hirten, sich dem Klimawandel anzupassen, den Druck auf das Weideland zu mindern, indem sie die Zahl der Nutztiere reduzieren – insbesondere die der Kaschmirziegen.
Die Kaschmirproduktion begann in der Mongolei nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Land hatte eine kommunistische Führung und war ein enger Verbündeter der Sowjetunion. Ziegen und andere Nutztiere wurden in den landwirtschaftlichen Betrieben gezüchtet; ihre Anzahl war streng reguliert. Als die Sowjetunion zerfiel und die freie Marktwirtschaft in den frühen 90er Jahren in der Mongolei ankam, wurden viele Herden privatisiert. Unzählige chinesische Händler kamen ins Land, auf der Suche nach lukrativen Geschäften. „Wir haben verstanden, dass wir die Ziegen selbst züchten und den Kaschmir nach China verkaufen konnten. Dort wartete ein dermaßen riesiger, hungriger Markt“, erinnert sich Ishbaljir Battulga, ein früherer Hirte, der inzwischen als Export- und Marketingmanager bei Bodio’s arbeitet, einer lokalen Kaschmirfirma. „Der Verdienst war so gut, dass das Kaschmirgeschäft schnell die Haupteinkommensquelle für unsere Familie wurde.“
Die Ziegen wurden zum wertvollsten Besitz der Hirten. Zwischen 2000 und 2021 ist ihre Zahl von 10,2 Millionen auf 26,5 Millionen Tiere explodiert. Inzwischen werden sie verantwortlich gemacht für die Überweidung des Graslands und die fortschreitende Versteppung der Landschaft. „Felsige Gegenden mit nur spärlicher Vegetation, wie die Wüste Gobi, sind die natürlichen Lebensräume für Ziegen“, erklärt Tungalag Ulambayar, verantwortlicher Landeschef für die Mongolei bei der Zoologischen Gesellschaft London. „Aber jetzt werden die Ziegen auch in der Nord- und Zentralmongolei gezüchtet, wo das Gras dichter und die Erde empfindlicher ist. Diese Gebiete leiden sehr schnell unter Überweidung.“
Doch die Zahlen weisen noch auf ein komplexeres Problem hin. Zwischen 2000 und 2021 hat sich die Zahl aller Nutztiere in der Mongolei um mehr als verdoppelt, von 30 Millionen auf mehr als 67 Millionen Tiere. Darunter sind 31 Millionen Schafe, 5 Millionen Rinder und 4,2 Millionen Pferde. „Seit den 1990er Jahren hat die Zahl der Nutztiere sehr schnell zugenommen“, bestätigt Nyam-Ochir. „Das vorhandene Weideland entspricht diesem Wachstum nicht und kann die zusätzliche Last nicht kompensieren.“
Die Hirten sind sich des Problems sehr genau bewusst, aber viele zögern, Teile ihrer einzigen Einkommensquelle zu verkaufen. „Als ich noch ein Kind war, gab es deutlich weniger Tiere“, räumt Enkhbat Enkhee aus der Region Gobi ein. „Aber das Leben ist immer teurer geworden, und um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können, müssen die Hirten ihre Herden vergrößern.“ Um dieses Problem zu lösen, versuchen manche, traditionelle Praktiken zur Weidelandpflege wiederaufleben zu lassen, die in der Übergangszeit zwischen Kommunismus und freier Marktwirtschaft verloren gegangen sind.
In den letzten Jahren sind zahlreiche Kooperationen entstanden, die eine Art Rotationsverfahren zwischen den Hirten koordinieren, um das Grasen auf den Weideflächen besser zu organisieren. Ziel ist, dass die Natur die Chance bekommt, sich selbst zu erneuern. „Die nomadische Lebensweise der mongolischen Hirten ist sehr umweltbewusst und langfristig nachhaltig“, sagt Nyam- Ochir. „Die Hirten haben ein großes Interesse daran, dass es ihren Weidegründen besser geht und ihre Verödung so weit wie möglich einzudämmen.“
Die Regierung hat vor Kurzem eine Steuer auf Nutzvieh eingeführt, um dem Wachstum etwas entgegenzusetzen. Andere mögliche Lösungsansätze beinhalten die Reduzierung der Herdengrößen, indem man die am wenigsten produktiven Tiere aussortiert – und die Wiederentdeckung von alternativen, tierbasierten Produkten, die mit dem Kaschmirboom verschwunden sind. „Das Ende des Kommunismus hat alle nationalen Industriezweige zerstört, auch die tierverarbeitende Industrie“, erklärt Ulambayar. „Jetzt gibt es keine Nachfrage mehr nach Wolle, Häuten, Fellen … es geht nur noch um Kaschmir. Irgendwann war der Punkt erreicht, als Schafshäute, die als sehr edel galten, billiger waren als Toilettenpapier.“
Enkhbat Enkhee, Exportmanager und ehemaliger Hirte
Bisher scheint es keine alternative Einkommensquelle zu geben, die Kaschmir ersetzen könnte. Der kostbare Stoff hat einer traditionellen Lebensweise, die sonst verloren gegangen wäre, das ökonomische Überleben gesichert. In den letzten Jahrzehnten haben viele tausend Hirten die ländlichen Regionen verlassen, nachdem sie ihre Herden wegen einer dzud verloren hatten oder weil ihnen die ökonomische Perspektive fehlte. Viele verschlug es in die Hauptstadt Ulan-Bator, wo sie niedere Arbeiten erledigen. In der Stadt gibt es einen Wildwuchs an trostlosen Fabriken und Wohnblocks, wo inzwischen beinahe die Hälfte der mongolischen Bevölkerung wohnt.
Dank des Einkommens aus dem Kaschmirgeschäft hat Bukhuu ein kleines Haus in der nächstgelegenen Stadt bauen können, so dass seine Kinder zur Schule gehen können. Jedes Wochenende holt er sie nach Hause, so dass sie bei der Kaschmirproduktion und anderen Aufgaben im Haus helfen können, und damit sie in Verbindung bleiben mit der traditionellen Lebensweise. Inzwischen ziehen es die meisten jungen Erwachsenen vor, einen Job in der Hauptstadt zu finden, anstatt auf dem Land zu ackern, und bisher hat auch keines von Bukhuus Kindern den Wunsch geäußert, die Arbeit des Vaters fortzusetzen. „Meine Jungs scheinen die Schule mehr zu mögen als das Hirtenleben, aber das ist okay“, gibt er zu. „Ich möchte im Moment, dass sie weiter zur Schule gehen. Sie werden wissen, was sie mit ihrem Leben machen wollen, wenn sie groß sind.“
Khaltarkhuu, der Hirte aus der Region Gobi, der die dzud von 2001 erlebt hat, hatte das gleiche Problem. Nach den ersten schweren Jahren war seine Herde auf mehr als 700 Schafe und Ziegen angewachsen, aber er brauchte jemanden, der das Geschäft einmal übernehmen würde. Glücklicherweise für ihn beschlossen seine zwei ältesten Sohne in seine Fußstapfen zu treten und sicherten so den Fortbestand des Familiengeschäfts für die nächste Generation. „Ich freue mich sehr darüber, aber ich weiß, dass meine Kinder die Ausnahme sind“, erklärt er. „Das Hirtenleben bedeutet kontinuierliche Arbeit. Es ist körperlich herausfordernd, das Leben in der Stadt ist einfacher. Vielleicht zieht das die Jugend an.“
Doch trotz der vielen Herausforderungen hat das nomadische Leben nach wie vor einen unwiderstehlichen Reiz. Die Freiheit der Hirten, zu ziehen, wohin sie wollen, die Ursprünglichkeit dieser Lebensweise und die enge Verbundenheit mit der Natur mögen in vielen einen Urinstinkt wecken. In Zeiten der Zumutungen der Moderne und des Klimawandels gelten die Hirten in der Mongolei immer noch als die am meisten verehrte Bevölkerungsgruppe. Sie sind Symbol für die nationale Identität dieses Landes.
Als die Sonne untergeht hinter den Hügeln am Mukhdag-Fluss, beendet Bukhuu mit seiner Familie das Kämmen der Wolle für diesen Tag. Während seine Kinder die Ziegen zurück zu ihrer Herde treiben und seine Frau den gekämmten Kaschmir in Plastiksäcke stopft, steigt Bukhuu nochmal auf sein Pferd. Er muss die Tiere zusammentreiben, bevor das Licht verschwunden ist, und dann seine geliebten Pferde füttern.
Naadam rückt näher, und Bukhuu freut sich darauf, die Pferde im Wettkampf zu sehen und wie sie dadurch auch im Wert steigen werden. „Ich glaube, meine Pferde werden dieses Jahr gewinnen. Meine Söhne werden sie reiten“, erklärt er stolz, und in seinen haselnussbraunen Augen blitzt es auf. „Ich hoffe nur, sie werden ihren Leidenschaften folgen, so wie ich es getan habe. Ich habe mich vor langer Zeit entschieden. Ich weiß, dass ich bis zum letzten Atemzug Hirte sein werde, egal was passiert“, sagt er, bevor er in Richtung Flussufer verschwindet.
Aus dem Englischen: Anna Klöpper
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen