Fette Dividende

Während die Klagen über die konjunkturelle Lage groß sind, zahlen die DAX-Konzerne Rekorddividenden. Besonders spendabel sind Industrieunternehmen

Viel war in den vergangenen Monaten davon die Rede, wie schlecht es der hiesigen Wirtschaft gehe. Doch den Dividendenzahlungen der im DAX gelisteten 40 größten deutschen Aktiengesellschaften tat dies offenbar keinen Abbruch. Im Gegenteil: Sie schütten für das Geschäftsjahr 2023 insgesamt 53,8 Milliarden Euro an ihre Ak­tio­nä­r*in­nen aus. Das ist gegenüber 2022 ein Plus von 2,4 Prozent und der höchste Wert aller Zeiten, wie eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY zeigt.

Dabei warnte noch am Freitag der Arbeitgeberverband Gesamtmetall zusammen mit der IG Metall davor, dass der Industriestandort Deutschland in Gefahr sei. „Die Bundesregierung muss allem voran für konkurrenzfähige Energiekosten sorgen sowie attraktivere Investitionsbedingungen schaffen“, fordern die Sozialpartner in einer gemeinsamen Erklärung.

Doch gleichzeitig sind unter den größten Di­vi­den­den­zah­le­r besonders viele Industrieunternehmen. So sind unter den Top-5-Ausschüttern drei Autobauer: Mercedes-Benz führt mit 5,5 Milliarden Euro das Ranking knapp vor der Allianz (5,4 Milliarden Euro) an. Volkswagen landet mit 4,5 Milliarden Euro auf Platz drei, BMW mit knapp 3,8 Milliarden Euro kurz hinter der Telekom auf Platz 5. Weitere klassische Industrieunternehmen unter den Top-Ten sind Siemens, BASF und Airbus.

„Gewinne und Dividenden haben sich zuletzt leicht auseinander entwickelt – die Unternehmen schütten für das vergangene Jahr mehr an ihre Aktionäre aus, obwohl sie unterm Strich weniger verdient haben“, erklärt EY-Partner Mathieu Meyer. So sanken die Konzerngewinne im vergangenen Jahr im Schnitt um 6 Prozent auf insgesamt 120,9 Milliarden Euro, während mit 23 von 40 DAX-Konzernen ihre Dividendenausschüttungen erhöhen. Lediglich neun zahlen weniger und fünf gar nichts.

Ob die DAX-Konzerne auch im kommenden Jahr Rekorddividenden ausschütten, bezweifelt Meyer angesichts der konjunkturellen Lage allerdings: Immer mehr Konzerne kündigten Sparprogramme an. „Sollte der Druck auf die Gewinne in diesem Jahr anhalten, werden wohl auch die Dividendenausschüttungen auf den Prüfstand gestellt werden“, so der Experte. Simon Poelchau