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„Tesla Stoppen“-CampVorbereitungen auf den Ernstfall

Aus Protest gegen die Werkserweiterung von Tesla ist nach wie vor ein Waldstück in Grünheide besetzt. Am Wochenende droht die Polizei durchzugreifen.

Hängen in Bäumen ab: Die Ak­ti­vis­t:in­nen im Wald bei Grünheide wollen nicht gehen Foto: Patrick Pleul/dpa

Berlin taz | Sie üben: Evakuierung, Klettern und Überquerungstechniken stehen auf der Liste der Trainingskurse, die von den Ak­ti­vis­t:in­nen von „Tesla stoppen!“ angeboten werden. Sie gehen davon aus, dass die Polizei das Lager im Wald von Grünheide am Wochenende räumen wird. „Es ist uns wichtig, dass die Menschen im Falle einer Räumung gut vorbereitet sind“, sagt Esra Knick, die Sprecherin der Gruppe.

Dass das Lager bald plattgemacht werden könnte, wurde den Ak­ti­vis­t:in­nen aus Parlamentskreisen zugespielt, sagt sie. Die Versammlung im Wald ist noch bis diesen Freitag, 15. März, angemeldet. Die Verlängerung, die Gruppe nach eigenen Angaben vor einer Woche beantragt hat, wurde von den zuständigen Behörden noch nicht bestätigt. „Wir brauchen diese Bestätigung oder den Auflagenbescheid, um handeln zu können“, sagt Knick.

Sie harren seit Ende Februar in dem Wald aus. Zwischen 60 und 80 Ak­ti­vis­t:in­nen übernachten auch in den selbst errichteten Baumhäusern im Wald zwischen dem Tesla-Werk und dem Bahnhof Fangschleuse. Dort plant der US-Elektroautohersteller, sein Werksgelände zu erweitern. Die Ak­ti­vis­t:in­nen wollen mit ihrem Protestcamp die geplante Abholzung des Kiefernwaldes verhindern – sie kritisieren auch den hohen Wasserverbrauch des Tesla-Werks.

100 Hektar Wald will Tesla abholzen. Neben dem derzeit 300 Hektar großen Fabrikgelände in Grünheide sollen auch ein Güterbahnhof, Lagerhallen und ein Kindergarten gebaut werden.

Tesla will Produktion verdreifachen

Durch die Erweiterung sollen die Produktionskapazitäten erhöht werden. Langfristig will das Unternehmen seine jährliche Produktionskapazität von der aktuellen Zielmarke von 500.000 Fahrzeugen auf eine Million erhöhen. Derzeit arbeiten rund 12.500 Mit­ar­bei­te­r:in­nen in der Fabrik in Grünheide, die kürzlich eine Wochenproduktion von 6.000 Fahrzeugen erreichte – das entspricht etwa 300.000 Fahrzeugen pro Jahr.

Nach einem Bürgerentscheid in der Gemeinde Grünheide könnten die Expansionspläne des US-Autoherstellers um die Hälfte reduziert werden. Die Mehrheit der Abstimmenden in der Brandenburger Gemeinde hatte sich gegen die Rodung und damit auch gegen die Erweiterung der Tesla-Standorte ausgesprochen. Bürgermeister Arne Christiani (parteilos) hat nun angekündigt, dass 50 Hektar der ursprünglichen Rodungsfläche erhalten bleiben sollen. Die Vorschläge für einen neuen Bebauungsplan liegen bereits vor – sie müssen nun von den Gemeindevertretern abgestimmt werden.

Tesla hat den Platzbedarf unterdessen bereits zurückgestellt und damit dem neuen Bebauungsplan zugestimmt. Das Unternehmen hält an einem Güterbahnhof fest, will aber auf Räumlichkeiten für Mitarbeiter verzichten. Auch die Lager- und Logistikflächen sollen reduziert werden.

Die Ak­ti­vis­t:in­nen der Gruppe „Tesla stoppen!“ sind noch dabei, die Bedeutung des neuen B-Plans zu bewerten, sagt Sprecherin Esra Knick der taz. Sie wollen das Camp deswegen aber nicht aufgeben. „Tesla plant, die Produktion zu verdreifachen“, sagt sie. „Das würde den gleichen Ressourcenverbrauch bedeuten, selbst wenn sie nur die Hälfte der Waldfläche abholzen würden.“

Die mögliche Räumung des Camps könnte auch mit dem Werksbesuch von Tesla-Chef Elon Musk in Grünheide am Mittwoch zusammenhängen. An seiner Seite: Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Berlins begeisterter Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU).

Fanboys in Grünheide

Ein Foto der beiden freudestrahlenden Regierungschefs mit dem Milliardär, der auf seiner Plattform X antisemitischen Verschwörungserzählungen zugestimmt hat, schlägt nun im Nachgang zumindest in Berlin politische Wellen.

Die Chefin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, Anne Helm, kritisiert sowohl den Besuch als auch die Selbstdarstellung Wegners in Grünheide. Sie fordert Wegner ebenso wie Woidke auf, Musk zur Einhaltung der Gesetze zu drängen, „statt sich wie Fanboys zu verhalten“, so Helm zur taz.

Im Tagesspiegel wies Wegner nur darauf hin, dass Tesla ein wichtiger Arbeitgeber für die gesamte Hauptstadtregion sei. „Es war ein wirklich gutes Gespräch über den Wirtschaftsstandort Berlin-Brandenburg“, erklärte Wegner der Zeitung. „Wen Musk in den USA unterstützt, war nicht Thema des Gesprächs.“

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4 Kommentare

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  • Bei dem sog. Wald handelt es sich übrigens um ein Privatgrundstück. Genau genommen ist das auch kein schützenswerter (Märchen-) Wald, sondern ein Industrieforst, der übrigens reif zur Fällung ist. Gut zu erkennen auf dem Titelbild an den in Reih und Glied stehenden Monokulturkiefern.

  • Tesla sollte verpflichtet werden erstmal eine werkseigne Kläranlage zu bauen.



    Link: www.google.com/sea...ne+kl%C3%A4ranlage

  • Ich möchte es gerne noch erleben, dass die Polizei auf der Seite der Bürgerinnen und Bürger ist!

    • @Rossignol:

      Die Polizei hat auf der Seite des Rechts zu stehen.



      Jeder, der meint, dass seine heren Ziele Methoden rechtfertigen, die ausserhalb des geltenden Rechts stehen, ist auf dem weg vom Rechtsstaat zur Diktatur.