das wetter: Fehlfarbe
Der Heiland war beunruhigt. Statt ihn protokollgemäß zu martern, hatten die Römer seine Maße genommen. Nun stand er im dreiteiligen Anzug vor dem Spiegel, während die halbe Kohorte an seinen Hosenbeinen zuppelte und am Jackett rupfte. „Ist das Muster nicht zu gewagt für den Anlass?“, wollte Jesus wissen. In Tartan sah er aus wie ein englischer Dandy auf dem Weg in einen zwielichtigen Club in Soho. „Befehl ist Befehl“, brummte der Zenturio, ein alter Kämpe, der schon manche Grausamkeit gesehen hatte. Plötzlich sprang die Kerkertür auf. „Ans Kreuz, nicht in Karo schlagen“, keuchte ein Bote. „Der Evangelist hat Mist übersetzt!“ Jesus atmete auf. Jetzt konnte die Passion doch noch kanonisch über die Schädelstätte gehen. Den verdammten Evangelisten würde man nebenbei steinigen oder ihm bei lebendigem Leib das Pik herausreißen lassen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen