herzensort: Ein Traum aus Blütenschaum
Achtung, Triggerwarnung: In diesem kleinen Text wird das Wort „Heimat“ verwendet. Wer jetzt also nach politischer Aufladung suchen will, kann das gerne tun – und wer traurig wird, weil er schon viel zu lange keine Streuobstwiesen zur Blütezeit mehr erlebt hat, dem sei ein Taschentuch gereicht. Denn das ist wirklich ein Verlust. An Ostern fahre ich „nach Hause“, das sage ich immer noch zu dem Dorf im Badischen, in dem ich aufgewachsen bin. Jedes Jahr monitore ich in den Wochen zuvor die Lage der Ostertage im Kalender, aber auch Sonnenstunden und Temperatur vor Ort, denn: Von diesen Faktoren hängt ab, ob dann, wenn ich in der alten Heimat bin, das ganze hügelige, im Frühjahr saftig grüne Land sich in ein Paradies verwandelt. Auf einer Postkarte der reine Kitsch, wenn ich drinstehe ein Traum: Erst der Blütenschaum in Rosa und Weiß (Kirsche), dann großblütig-opulent (Apfel) und bodenständig (Birne) – wenig lässt mein Großstadtdiaspora-Herz mehr jubeln als der Blick auf Bäume, die sich in riesige Blumensträuße verwandeln. Am Horizont die ersten Schwarzwaldhügel, Amselgeflöt und Bienensummen. An Ostern ist meine Welt noch in Ordnung. Dunja Batarilo
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