Bernd Pickert über das Ausscheiden DeSantis’aus dem US-Wahlkampf
: Vorwahlen, die keine mehr sind

Das ging noch schneller als gedacht: Floridas Gouverneur Ron DeSantis hat seine Kandidatur um die republikanische Präsidentschaftsnominierung zurückgezogen. Jetzt bleibt nur noch Nikki Haley übrig. Laut Umfragen kann sie bei den Vorwahlen in New Hampshire am Dienstag 37 Prozent der Stimmen erzielen, so viel wie nirgendwo sonst, aber gewinnen kann sie nicht einmal dort. Die Frage ist eigentlich nur, wann sie ihren Ausstieg erklärt. De facto ist damit die republikanische Vorwahl zu Ende. Donald Trump wird im November gegen Joe Biden antreten und hat gute Chancen, 2025 erneut ins Weiße Haus einzuziehen. Verschiedene Faktoren haben dazu geführt. Zum einen: Als Ex-Präsident mit großer Anhängerschaft hat Trump, obwohl nicht mehr im Weißen Haus, eine Art Amtsinhaberbonus.

Entscheidend aber auch: Von allen republikanischen Kan­di­da­t*in­nen machten nur drei das Fehlverhalten des Ex-Präsidenten zum Thema: Trumps ehemaliger Vizepräsident Mike Pence, den Trump-Anhänger*innen beim Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 „hängen“ wollten, weil er als Sitzungsleiter die Bestätigung des Wahlsiegs von ­Biden nicht verhindern wollte; New Jerseys Ex-Gouverneur Chris Christie und der Ex-Gouverneur von Arkansas, Asa Hutchinson. Alle drei kamen in Umfragen nie an die 5-Prozent-Grenze heran. Alle anderen, inklusive Haley, stritten sich untereinander, waren aber zutiefst bedacht darauf, Trumps Anhänger nicht zu vergraulen.

Für Trump ist diese frühe Entscheidung Fluch und Segen zugleich. Ein Problem ist, dass Vorwahlen, die keine mehr sind, auch keine kostenlose Medienöffentlichkeit mehr ziehen. Andererseits kann er viel Geld aus der Wahlkampfkasse bei Auftritten in Bundesstaaten sparen, die bei der Wahl im November unbedeutend sind. Es liegt jetzt an den Demokraten, Trumps zunehmend irre Rhetorik in Stimmen umzumünzen. Wenn die Kongresswahlen 2022 ein Indikator sind, gibt es gute Chancen, eine republikanische Partei, die von ihrem sektenhaften Trump-Kult nicht wegkommt, zu schlagen. Aber ein Selbstläufer ist das nicht.

ausland