Vielfältiges Popcorn: Nonbinäre Maisspezialitäten

Popcorn gibt es nur süß oder salzig? Von wegen. In den USA und in Berliner Hipster-Popcorn-Manufakturen sind noch viel mehr Geschmacksrichtungen drin.

Popcorn auf hellblauem Grund.

Süß oder salzig? Das ist bei Popcorn nicht mehr die Frage Foto: marifranz777618/imago

Bei Dates steht man oft vor elementaren Entweder-oder-Entscheidungen: Getrennt oder zusammen bezahlen? Zu mir oder zu dir? Und: Süßes oder salziges Popcorn? An dieser Frage sind schon Ehen zerbrochen, bevor sie überhaupt geschlossen wurden, sie ist nicht weniger elementar als „Kartoffelsalat mit Essig oder Mayonnaise?“ oder „Apfelstrudel mit Rosinen oder ohne?“.

Auch ich – Team süß, übrigens – war lange in diesem Dualismus gefangen. Bis ich mich auf einem USA-Roadtrip durch diverse Tankstellen-Snacks futterte und, es war in Indiana, auch eine Tüte Popcorn kaufte. Und zwar Karamell(!)- und Cheddar(!!)-Popcorn. Es dauerte ein wenig, bis ich verstand, dass man sich die beiden Sorten wirklich gemeinsam in den Mund stecken sollte, doch dann: eine quietschsüß-schmelzkäsigsalzige Offenbarung!

Zurück in Deutschland wollte ich mehr davon. Dabei ist Karamellpopcorn hier noch relativ leicht zu kriegen, es gibt sogar eine Variante von Werther’s Original in manchen Supermarktregalen. Cheddar hingegen abseits von USA-Direktimporteuren nicht.

Stattdessen lernte ich, dass natürlich auch Popcorn längst zu einem nachhaltig und klimaneutral produzierten Manufaktur-Feinkostprodukt mutiert ist, und zwar konkret in der Berliner „Popkornditorei Knalle“. Deren Laden in Prenzlauer Berg ist so klar und aufgeräumt wie ein Designgeschäft, das Popcorn kommt in Tüten, die an guten Espresso erinnern, bei den Sorten denkt man wiederum an Hipster-Eisdielen: „Weiße Schokolade & Salzbrezel“, „Butterkaramell & Tahiti-Vanille“, „Trüffel & Fleur de Sel“ oder die saisonale Edition „Winterapfel & Haselnuss“. Der Kilopreis: 49 Euro.

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Aber schmeckt das auch? Die kurze Antwort: Ja! Die lange: Ja, aber irgendwie fehlt mir dieser leicht trashige Fastfood-Mampf-Charakter, den ich vom Kino-Popcorn und dem aus den USA kenne. Das Knalle-Popkorn ist geschmacklich so sanft, es ist so gut austariert – das ist mir auf Dauer einfach zu rund.

Und das meine ich auch wörtlich, denn, Abteilung Partywissen, es gibt zwei verschiedene Popcorn-Typen: Das Modell „Butterfly“ macht beim Aufpoppen viele Verrenkungen. Es landet in den meisten Kinotüten, denn durch seine unregelmäßige Form werden diese schneller voll. „Mushroom“ hingegen poppt kontrollierter, in fast perfekter Kugelform, was an kleine Gehirne erinnert. Es nimmt Geschmacksträger wie Karamell oder Käsepulver besser auf, man findet es daher in den Tüten von Knalle und auch bei US-Popcornhändlern, die nun wirklich alles im Angebot haben: Chili-Popcorn, Dillgurken-Popcorn, Pfeffer-Popcorn … Denn so wenig wie nur zwei Geschlechter gibt es auch nur zwei Popcorn-Sorten.

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Jahrgang 1980, lebt in Berlin und ist Redakteur der Wochentaz und dort vor allem für die Genussseite zuständig. Schreibt Kolumnen, Rezensionen und Alltagsbeobachtungen im Feld zwischen Popkultur, Trends, Internet, Berlin, Sport, Essen und Tieren.

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