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Eine Grad-Wanderung fürs Eigenheim

Wer bei der Sanierung oder beim Bau seines Hauses auf eine effiziente Heizung setzt, kann die künftigen Betriebskosten niedrig halten. Vor allem Alternativen zu Öl und Gas rechnen sich. Staatliche Förderungen senken die Investitionskosten

Von Lars Klaaßen

Schon in den vergangenen Jahren sind die Energiepreise deutlich angestiegen. Seit dem Beginn des Ukrainekriegs gehen sie durch die Decke. Wer ein älteres Eigenheim bewohnt, bekommt die steigenden Kosten besonders deutlich zu spüren, kann seine Ausgaben aber in der Regel durch eine Sanierung deutlich senken. Wer neu baut, kann Ausgaben für Heizung und Warmwasser bei richtiger Planung von Beginn an niedrig halten. Alternativen zu teuren fossilen Energien wie Erdgas und Erdöl sind erneuerbare Quellen wie Holz, Sonnenenergie oder Erdwärme. Außerdem kommt es auf die richtige Technologie an, die zum Gebäude passen sollte.

Mit Biomasse heizen Menschen schon seit Jahrtausenden. Bis heute ist Holz in Ein- und Zweifamilienhäusern ein angesagter Brennstoff, wenn auch oft nur als Ergänzung zu Gas oder Öl. Bäume für Raumwärme zu fällen, wäre jedoch nicht nachhaltig. Sie wachsen zu langsam nach. Anders sieht es aus, wenn man Holz verbrennt, das zuvor schon anderweitig verwendet wurde oder ohnehin ein Abfallprodukt ist. Wer vollautomatisch heizen möchte, so wie mit einer herkömmlichen Anlage, wird ohnehin auf Pellets zurückgreifen. Werden die gepressten Stäbchen regional hergestellt, hierfür zum Beispiel Sägespäne und andere Reste aus der Holzverarbeitung verarbeitet, verbessert das die Umweltbilanz gegenüber fossilen Quellen.

Neben dem Heizkessel braucht man auch Platz für das Pelletlager. Es bietet sich an, hierfür einen ungenutzten Kellerraum umzubauen – zum Beispiel anstelle des alten Öltanks. Auch die Pelletpreise sind gestiegen, allerdings wesentlich gleichmäßiger und geringer als die Preise für Heizöl und Gas. „Im Ein- oder Zweifamilienhaus empfiehlt es sich, Pellets nach Norm ENplus A1 einzusetzen“, sagt Martin Brandis, Energieberater der Verbraucherzentrale. „Diese Zertifizierung garantiert eine gute Qualität, und damit auch ein optimales Verbrennungsergebnis.“ Am effizientesten arbeiten Pelletkessel mit Brennwertnutzung. Solch eine Anlage nutzt zusätzlich die im Abgas enthaltene Wärme des Wasserdampfes.

Sehr gefragt bei Eigenheimbesitzern sind derzeit Wärmepumpen. Sie befördern die Wärme der Außenluft, aus dem Grundwasser oder dem Erdreich ins Innere des Hauses. Das Prinzip ähnelt dem des Kühlschranks – nur umgekehrt. Für den Betrieb wird, wie bei unserem alten Bekannten in der Küche, Strom benötigt. Kann eine solche Pumpe nicht so viel Wärme fördern, wie im Haus benötigt, erhitzt ein Heizstab das Wasser im Heizkreislauf elektrisch. „Um effizient arbeiten zu können, benötigt die Wärmepumpe ideale Voraussetzungen“, sagt Thomas Weber, Experte des Verband Privater Bauherren. In Bestandsbauten seien diese meist nicht gegeben oder nur sehr aufwendig umzusetzen.

Vor einer Sanierung empfiehlt es sich, das Gebäude analysieren zu lassen. Im Rahmen einer umfassenden energetischen Sanierung kann der Einsatz einer Wärmepumpe auch im Bestand sinnvoll sein. Ratsam sei es, so der Bauherrenberater aus Fulda, zunächst Dach, Fassade, Fenster, Kellerdecken und Kellerwände zu dämmen: „Dann kennt man den Energiebedarf für die Beheizung des Hauses.“ Wärmepumpen eignen sich wegen ihrer meist geringeren Vorlauftemperatur gut in der Kombination mit Fußbodenheizung, die ein träges System ist.

Besonders effektiv arbeitet eine Wärmepumpe, wenn sie eine Wärmequelle mit relativ hoher Temperatur ganzjährig nutzen kann, so wie Grundwasser und das Erdreich. Beide Nutzungen müssen von der Unteren Wasserbehörde genehmigt werden. Geologische Landesämter können Interessenten bei der Beurteilung der Ergiebigkeit der Wärmequelle unterstützen. Erdwärmenutzung ist zwar an vielen Stellen möglich. Doch einige Gesteinsformationen sind instabil und können durch eine Bohrung ins Rutschen geraten. „Deshalb empfiehlt es sich, nur mit speziell zertifizierten Bohrunternehmen zu arbeiten“, so Brandis. Die Untere Wasserbehörden, bei denen die wasserrechtliche Erlaubnis beantragt werden muss, verlangen Qualifikationsnachweise. Eine Variante für Erdwärme sind Erdsonden. Sie werden durch Rohre vertikal in Bohrlöcher, häufig bis 100 Meter Tiefe (gelegentlich auch mehr) eingebracht. Erdwärme lässt sich auch mit flachen Erdkollektoren gewinnen. Dafür werden lange Rohrleitungen in frostfreier Tiefe von etwa 1,5 bis 2 Metern verlegt.

Potenzielle Raumwärme kommt nicht nur aus der Tiefe, sondern auch von oben. Sonnenenergie wird mithilfe von Photovoltaik vor allem für Stromerzeugung genutzt. Thermische Solaranlagen können mit Kollektoren auf dem Dach aber ebenso Wärme aus Sonnenstrahlung gewinnen. Der Haken: Während im Sommer reichlich Sonne scheint, benötigt ein Haushalt nur wenig Wärme, im Winter hingegen muss bei deutlich geringerem Input geheizt werden. Diese Lücke schließen Großspeicher, in denen die Überschusswärme des Sommers bis in den Winter zurückgehalten wird. Sie nehmen die Größe eines Kellerraumes ein. Viele Haushalte greifen stattdessen auf kleine Solaranlagen für die Brauchwasser­er­wär­mung zurück. Hierfür ist der Bedarf das ganze Jahr über annähernd gleich. Die Anlage sollte den Bedarf in der Übergangszeit decken. Im Sommer gibt es dann einen ungenutzten Überschuss, im Winter muss zugeheizt werden.

Wegweiser für eine energetische Sanierung

Die Verbraucherzentrale hat eine Reihe von Ratgebern rund um energetische Sanierung herausgegeben. Einen guten Überblick für alle, die konkrete Schritte unternehmen wollen, bieten diese hier:

Ratgeber Heizung, 19,90 Euro, E-Book 15,99 Euro.

Strom und Wärme, 19,90 Euro.

Vom gebrauchten Haus zum Traumhaus, 19,90 Euro.

Die Ratgeber der Verbraucherzentrale können telefonisch unter (02 11) 38 09-5 55 oder auf www.ratgeber-verbraucherzentrale.de bestellt werden. Sie sind zudem in vielen Beratungsstellen der Verbraucherzentralen sowie im Buchhandel erhältlich.

Wen es sich ohnehin anbietet, die Sonne zu nutzen, kann man auch gleich Photovoltaik installieren. Dank deutlich gesunkener Anlagenpreise ist diese nicht nur für die Stromerzeugung im Ein- und Zweifamilienhaus zur wirtschaftlichsten Technik geworden. Sie kann sogar für die Umwandlung in Wärme sinnvoll sein. Anders als eine thermische Solaranlage, die direkt Wasser oder Luft erhitzt, stellt die Photovoltaikanlage, den benötigten Strom zur Verfügung, um Wärme zu erzeugen. Ob sich die Investition in einen Wasser­er­wärmer rechnet, der mit überschüssigem Photovoltaik-Strom betrieben wird, muss mit Blick auf das gesamte Energiekonzepts des Hauses erwogen werden. Es ist je nach Anlage auch möglich, die Heizung damit zu unterstützen.

Prinzipiell spielt Strom beim Energieverbrauch eines Haushalts eine geringere Rolle als Wärme. Doch auch mit Blick auf die rein elektrische Seite kann es sich lohnen, eine Photovoltaikanlage zu installieren. Sie amortisiert sich umso schneller, je mehr Solarstrom man unmittelbar im Haushalt verbraucht. „Eine typische Photovoltaikanlage kann bis zu 30 Prozent des Stromverbrauchs decken“, so Brandis. Werde dazu noch ein Batteriespeicher eingebaut, sei ein Anteil von mehr als 50 Prozent erreichbar. Verbraucht ein Haushalt den selbst erzeugten Strom nicht komplett, lässt dieser Überschuss sich in das öffentliche Netz einspeisen. Hierfür gibt es eine Einspeisevergütung für PV-Anlagen auf Gebäuden: bis 10 Kilowatt 8,2 Cent pro kWh, über 10 bis 40 Kilowatt 7,1 Cent/kWh.

Es braucht Know-how, um alle Schritte der Sanierung aufeinander abzustimmen

All diese Bausteine für ein Energiekonzept des Eigenheims kann man auch miteinander kombinieren. Dabei müssen auch bauliche Aspekte, vor allem die Dämmung, berücksichtigt werden. Generell ist es wichtig, alle Sanierungsschritte ökonomisch und energetisch aufeinander abzustimmen. Ein individueller Sanierungsfahrplan (iSFP) hilft dabei. Der iSFP kann wenige Einzelmaßnahmen beschreiben, aber auch bis zur kompletten Gebäudesanierung reichen. Am Anfang wird darin der energetische Istzustand des Gebäudes beschrieben, unterteilt in einzelne Bereiche, wie die Warmwasser-Aufbereitung oder die Dämmwirkung des Dachs. Auf dieser Basis lässt sich der beste Weg hin zu einem effizienten Gebäude finden. Diesen auf jeden Einzelfall individuell zugeschnittenen iSFP erstellt ein Energieberater.

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert den iSFP mit bis zu 80 Prozent des Beratungshonorars. Ein- und Zweifamilienhäuser bezuschusst das BAFA mit maximal 1.300 Euro. Auch für einzelne Sanierungsschritte kann man Fördermittel beantragen. Eine Orientierung über die verschiedenen Anbieter und Programme zu einzelnen Maßnahmen, bieten unter anderem die Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und das „Förder.Navi“ von NRW.Energy4Climate (mit Schwerpunkt auf Nordrhein-Westfalen). Auch die Verbraucherzentrale berät hierzu.

Im Zuge des iSFP sind Energieberater verpflichtet, die Maßnahmen oder gleich ganze Pakete nach Möglichkeit förderfähig auszuarbeiten und darauf hinzuweisen. Wer sein Haus gemäß iSFP modernisiert, erhält über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) bei jeder erreichten Stufe, die darin definiert wird, fünf zusätzliche Prozentpunkte auf die Fördersumme. Um diesen Bonus zu erhalten, müssen die Maßnahmen spätestens 15 Jahre nach der Erstellung des iSFP ausgeführt worden sein.

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