: Weniger und älter, aber sehr lebendig
Der globale Klimastreik war bunt, aber in diesem Jahr etwas kleiner als bei früheren Aktionstagen
Es gibt unendlich viele Wege, sich fürs Klima einzusetzen: Manche verzichten einfach aufs Autofahren, andere verzetteln sich im Streit über Heizungsgesetze. In der philippinischen Stadt Quezon legten sich die Demonstrant*innen zum globalen Klimastreik vergangenen Freitag vor die lokale Umweltbehörde. In Stockholm protestierte Fridays-Gründerin Greta Thunberg mit etwa 100 Aktivist*innen hinter einem Banner mit der Aufschrift „People Not Profit“. In Hamburg sang der 67-jährige Herbert Grönemeier vor etwa 20.000 Klimaprotestierenden auf dem Jungfernstieg.
Insgesamt haben am Freitag Zehntausende Menschen in Deutschland an weit mehr als 200 Orten für mehr Tempo und Ehrgeiz beim Klimaschutz demonstriert. Die Bewegung Fridays for Future schätzte die Zahl bundesweit auf etwa 250.000 Menschen. Es war der 13. globale Klimastreik der international aktiven Klimaschutzbewegung. Nach eigenen Angaben demonstrierten Unterstützer „auf der ganzen Welt“. Die Aktionen standen unter dem Leitmotto „End Fossil Fuels“ (Schluss mit fossilen Brennstoffen).
In Berlin sagte Fridays-Frontfrau Luisa Neubauer: „Ich kann mit der Angst, der Sorge, der Verzweiflung leben. Aber womit ich nicht leben kann, wäre das Gefühl, dass wir rückblickend nicht alles gegeben haben.“ Der Platz vor dem Brandenburger Tor ist mit von der Polizei geschätzten 12.500 Menschen nicht überfüllt, aber voll. Im sechsten Jahr seit Gründung der Bewegung hat der Zustrom deutlich nachgelassen. 2019 waren in Berlin noch etwa 270.000 Menschen bei Fridays-Protesten auf die Straße gegangen, 2022 Jahr noch rund 30.000. Unter den Demonstrierenden sind aber weiter Menschen jeden Alters: Kinder, Jugendliche, Familien und Renter*innen.
In München demonstrieren viele sehr junge Menschen am Siegestor. Als vor genau vier Jahren 40.000 DemonstrantInnen einige Meter entfernt am Königsplatz klimastreikten, waren viele noch Kinder. Offizielle Angaben gibt es nicht, schätzungsweise 5.000 Demonstrant*innen fanden in der bayerischen Landeshauptstadt zusammen. Bei den Reden geht es vor allem um die bevorstehende Landtagswahl. Die Vertreterin des Bündnisses gegen die Internationale Automobilausstellung (IAA), die gerade in München endete, geißelt dabei auch die Grünen. Diese würden „bei Profitinteressen einknicken“.
In kleineren Städten ohne Staraufgebot kommen nicht so viele Protestierende. Die Fridays, die einst Massen angezogen haben, sind älter geworden und haben sich gewandelt – wie die Umstände durch Corona, Krieg und Energiekrise. In der VW-Stadt Wolfsburg steht es sogar ungewiss um die Zukunft der Fridays-Ortsgruppe.
Bündniss gegen die IAA
Ein Bündnis aus Umweltorganisationen wie dem BUND, der Grünen Jugend und der Gruppe „Verkehrswendestadt“, darunter viele ehemalige FFF-Aktivist*innen, hat den örtlichen Demozug im Rahmen des globalen Klimastreiks angemeldet. „Wir sind sehr gespannt, wie viele kommen“, sagt Haike Zacharias vom BUND.
2019, schätzt sie, hätten die Klimaproteste in Wolfsburg um die 500 bis 600 Leute besucht. Mit der Pandemie sei die Teilnahme sowohl innerhalb der Gruppe als auch an den Streiks stark zurückgegangen. „Vergangenes Jahr waren es nur noch um die 50 bis 80 Personen“, erinnert sie sich. Darunter viele junge Mitglieder von Parteien und Gewerkschaften, Schüler*innen jedoch kaum noch. (taz)
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