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: Milliarden für den Image-Kick

Saudi-Arabien ist auf Shoppingtour. Der Golfsport ist schon gekauft, jetzt ist der Fußball dran

Das ist ja gerade noch mal gut gegangen. Lionel Messi wechselt doch nicht nach Saudi-Arabien. Der alternde Überfußballer, 35, wird bald das Wappen von Inter Miami küssen. 200 Millionen US-Dollar wird er dafür bekommen. Viele hatten damit gerechnet, Messi würde nach Saudi-Arabien wechseln. Schließlich ist er gut bezahlter Tourismus-Botschafter für das Land, das zwar das Hinrichten nicht lassen, aber dennoch ein gutes Bild in der Welt abgeben möchte.

Dafür soll der Sport sorgen. In diesen Tagen hat Saudi-Arabien ein in der Welt nie gekanntes Investitionsprogramm in den Sport gestartet. Mit Milliarden sollen ein paar der besten Fußballer der Welt in das Land gelockt werden, in dem Frauen schon mal zu jahrzehntelangen Haftstrafen verurteilt werden, wenn sie Tweets von Frauenrechtlerinnen teilen. Dafür darf Georgina Rodriguez mit ihrem Lebensgefährten Cristiano Ronaldo in Saudi-Arabien ohne Trauschein zusammenleben, obwohl das eigentlich gar nicht erlaubt ist. Alles gar nicht so schlimm, soll denken, wer die Bilder aus dem Luxusheim des Celebrity-Paares sieht. Dieser Ronaldo spielt seit Jahresbeginn in dem Land, das von Kronprinz Mohammed bin Salman gerade mit ganz viel Petrodollars auf die postfossile Zeit vorbereitet wird.

Ronaldos Klub Al-Nassr FC wurde gerade zusammen mit drei weiteren der größten Vereine im Land vom Saudischen Public Investment Fund gekauft. Die ersten Promi­kicker konnten schon gewonnen werden. Real Madrids Superstürmer Karim Benzema wird bald im King Abdullah Sport City Stadium von Dschidda für Al-Ittihad spielen. Da wird Benzema seinen französischen Landsmann N’Golo Kanté, Weltmeister von 2018, treffen. Spaniens ewiger Abwehrrecke Sergio Ramos soll auch bald in einem der hochmodernen Stadien im Lande kicken. Wie gut die sind, das wissen sie beim Champions-League-Finalisten Inter Mailand. Der hat den italienischen Supercup in Riad gewonnen. Die Klub-WM wird Ende des Jahres in Saudi-Arabien stattfinden. Die werden doch nicht auch noch eine echte Fußball-WM der Männer in dieses Land vergeben? Doch, werden sie. Gianni Infantino wollte schon die Katar-WM aufstocken und Spiele in Saudi-Arabien austragen lassen. Er war wohl zu früh dran. Jetzt ist es so weit. An Geld wird es gewiss nicht scheitern.

Bis genug Geld geflossen ist, hat sich die Golf-Turnierserie der PGA einen mit moralischen Argumenten angefütterten Kampf gegen eine von den Saudis ins Leben gerufene Konkurrenzserie geliefert. Jetzt verschmelzen die gerade noch zerstrittenen Golfszenen. Hatte die PGA Saudi-Arabien nicht eben noch verteufelt? Egal. Ist doch nur Sport. Der ist jetzt wiedervereint. Schön, oder? Andreas Rüttenauer