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Vergangene taz Salons

Rolle Kühne+Nagel in der NS-Zeit Wer von dem Raub an den Juden profitiert hat

Das „Arisierungs“-Mahnmal in Bremen ist realisiert. Die taz stieß das Projekt an. Was können diese Projekte heute bewirken und was bleibt noch zu tun? Wir diskutieren im taz Salon Bremen.

Von der Skizze zur Realisierung war es ein langer Weg: das „Arisierungs”-Mahnmal in Bremen Foto: Evin Oettingshausen

Mitten in Bremen ist an der Hauptbrücke über die Weser ein neuer Schacht entstanden, auf den drei Fenster den Blick eröffnen: Wer von oben in den Schacht hineinschaut, sieht zunächst nur in den Abgrund. Erst wer nach dem Gang über die Treppe hinunter zur Weserpromenade geht, kann durch die Scheiben die verblassten Umrisse von Möbeln an den Rückwänden erkennen. Dieses nun fertiggestellte neue „Arisierungs“-Mahnmal manifestiert, was lange unsichtbar bleiben sollte: der Raub jüdischen Eigentums, der den millionenfachen Mord während der Zeit des Nationalsozialismus flankierte.

Veranstaltungsinformationen

Wann: Di., 27.6.2023, 19 Uhr

Wo: Theaterschiff Bremen

Tiefer 104 / Anleger 4

28195 Bremen

Der Treffpunkt für die Führung am Mahnmal um 18 Uhr ist genau gegenüber des Theaterschiffs.

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Eintritt frei!

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Anmeldung erforderlich

Da die Sitzplätze für die Veranstaltung begrenzt sind, bitten wir sie um eine Anmeldung über das unten stehende Ticketportal.

taz rief zu Spendensammlung für das Mahnmal auf

Der Errichtung des Mahnmals an diesem belebten Standort ging ein jahrelanges Ringen und ein gesellschaftlicher Diskussionsprozess voraus. Die Realisierung ist auch ein Erfolg der Leser:innen und Genoss:innen der taz. Denn 2015 begann die taz mit einer Spendensammlung, um als Standort für ein Mahnmal genau vier Quadratmeter eines Grundstücks zu kaufen, auf dem der Logistikkonzern Kühne+Nagel einen Neubau errichten wollte. Sieben Jahre später ist nun tatsächlich ein Mahnmal in unmittelbarer Nähe des Stammsitzes des Konzerns errichtet.

Verwicklung von Kühne+Nagel in Verbrechen der „Arisierung”

Denn der Logistikkonzern Kühne+Nagel war während des Nationalsozialismus stark in das Verbrechen der „Arisierung“ involviert: Die Firma spielte europaweit eine zentrale Rolle beim Abtransport des geraubten, jüdischen Eigentums und dessen „Verwertung“. Frank Bajohr, der Leiter des Münchner Zentrums für Holocaust-Studien, attestiert den Geschäften der Spedition während des Nationalsozialismus eine „relative Nähe zum Massenmord“. Kühne+Nagel wurde mehrfach als NS-Musterbetrieb ausgezeichnet. In den Fußstapfen der Wehrmacht dehnte sich die Firma international aus.

Doch der Konzern leugnete lange die eigene Schuld und sperrt sich gegen eine Aufarbeitung. Bis heute hält Firmenerbe und Milliardär Klaus-Michael Kühne eine systematische Erforschung durch externe Fachleute nicht für nötig.

So erfüllt das Mahnmal die anfängliche Idee, als zivilgesellschaftliche Initiative ein kritischer Stachel in der Auseinandersetzung um die deutschen NS-Verbrechen zu sein. Die Konfrontation mit Kühne+Nagel ist der Anlass, den Blick auch auf die eigenen Familienbiografien zu richten und den NS-Staat auch als „Beute-Gemeinschaft“ zu begreifen, die Behörden, Firmen und Privatleuten reichhaltige Profitgelegenheiten bot - und sie so zu Komplizen der Vernichtungspolitik machte.

Weitere Informationen mit allen Texten zur Entstehungsgeschichte und Chronologie: taz.de/mahnmal

Besichtigung des Mahnmals inkl. Führung

Für Interessierte bieten wir vor Ort am Mahnmalstandort um 18 Uhr eine Besichtigung und ein kurzes Gespräch mit Henning Bleyl und Evin Oettingshausen an. Bleyl hat das Mahnmal initiiert, Oettingshausen hat den Entwurf erstellt und ist für das Gesamtkunstwerk verantwortlich. Gemeinsam mit der Stadt Bremen als Bauherrin haben sie die Realisierung vorangebracht.

Ab 19 Uhr laden wir zur Podiumsdiskussion im taz Salon ein.

Wir wollen diskutieren, inwiefern mit Initiativen wie dieser, die das Bremer „Arisierungs“-Mahnmal ermöglicht hat, heute noch Eingriffe in die Erinnerungskultur möglich und sinnvoll sind und was sonst noch zu tun ist.

Auf dem Podium begrüßen wir:

Henning Bleyl, initiierte 2015 den Mahnmalprozess und engagiert sich seither für die Umsetzung. Alles begann mit Recherchen als taz nord-Redakteur über die verfälschte Firmengeschichte von Kühne+Nagel in der NS-Zeit. Bleyl ist heute Leiter der Heinrich-Böll-Stiftung Bremen.

Evin Oettingshausen, gestaltete den Mahnmal-Entwurf und ist für das Gesamtkunstwerk verantwortlich. Evin ist an Konzepten zu erinnerungskultureller Forschung und an Provenienzfragen interessiert.

Grigori Pantijelev, ist im Vorstand der Jüdischen Gemeinde in Bremen, die von Beginn an in das Projekt involviert war und deren Vorsitzende auch in der Jury bei der Auswahl des Mahnmalentwurfs teilnahm.

Moderation: Jean-Philipp Baeck, taz-Redakteur im Ressort Reportage & Recherche, moderiert diesen taz Salon. Er war 2016 als Redakteur der taz nord in Bremen an der Idee zur Crowdfunding-Kampagne für ein „Arisierungs“-Mahnmal beteiligt und war Mitglied der Jury zur Auswahl des Mahnmalentwurfs.

So können Sie live im taz Salon dabei sein

Die Sitzplätze vor Ort sind begrenzt. Wir bitten Sie daher um eine Anmeldung über unser unten stehendes Ticketportal. Der Eintritt ist kostenlos.

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