piwik no script img

Scholz’Vermächtnis

Mit dem Elbtower will René Benko in Hamburg das dritthöchste Haus Deutschlands bauen. Kritiker befürchten eine Investitionsruine

Aus Hamburg Gernot Knödler

In Hamburg will der österreichische Investor René Benko mit dem „Elbtower“ ein – Stand jetzt – 950 Millionen Euro teures Hochhaus errichten. Der Bau nach einem Entwurf des britischen Architekten David Chipperfield hat sogar schon begonnen. Trotzdem beschleicht in Hamburg so manchen das mulmige Gefühl, hier könnte eine Investitionsruine entstehen.

Das Timing für den Elbtower, der Deutschlands drittgrößtes Hochhaus werden soll, ist denkbar schlecht: Die Finanzierungskosten steigen ebenso wie die Baukosten, die Vermietung von Büros wird schwieriger, die Gefahr einer Finanzkrise mit folgender Rezession ist nicht gebannt.

Der Beschluss, diesen Wolkenkratzer bauen zu lassen, fällt in die letzten Tage von Olaf Scholz (SPD) als Bürgermeister. Der Elbtower soll bei den Elbbrücken stehen – als weithin sichtbare Landmarke und Tor zur Innenstadt. Mit 245 Metern und 65 Stockwerken mehr als doppelt so hoch wie die Elbphilharmonie soll er als Gegenpol zu dieser das östliche Ende des neuen Stadtteils Hafencity beleben.

Anders als bei der 900 Millionen Euro teuren Elbphilharmonie wollen Senat und Bürgerschaft vermeiden, am Ende selbst für den Bau aufkommen zu müssen. Endgültig freigegeben wurde der Bau deshalb erst, als Benkos Firma Signa Real Estate nachgewiesen hatte, dass die Finanzierung stand, dass für 50 Prozent der Flächen Vormietverträge vorlagen und als Anfang Januar schließlich die letzte Rate des Grundstückskaufpreises von 122 Millionen Euro überwiesen war.

In der Hamburgischen Bürgerschaft äußerten Abgeordnete der regierenden SPD wie der oppositionellen Linken dennoch Zweifel an dem Projekt. „Braucht Hamburg ein 245 Meter hohes Hochhaus?“, fragte die Linken-Abgeordnete Heike Sudmann. Was habe die SPD geritten, sich für einen Investor zu entscheiden, gegen den wegen Korruption ermittelt werde und der weder das höchste Gebot noch ein besonders innovatives Konzept abgegeben habe? Und was wären wohl die Sicherheiten von Benkos Signa-Gruppe wert, wenn deren Karstadt-Kaufhäuser vollends die Grätsche machten?

Die CDU begrüßt das Projekt, räumt jedoch ein, es gebe Anlass zur Sorge. „Aber nur aus dem Bauchgefühl heraus, dass ein Investor eventuell ein Projekt nicht stemmen kann, können Sie doch nicht verlangen, von Verträgen zurückzutreten, um ein ungeliebtes Projekt zu Fall zu bringen“, sagte die Abgeordnete Anke Frieling.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen