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acht jahrzehnte neugierNiels Kadritzke

Foto: Rolf Zöllner

Es ist nicht zu fassen: Niels Kadritzke, dienstältestes Redaktionsmitglied der deutschen Ausgabe von Le Monde diplomatique, wird am 21. März achtzig!

Seit Oktober 1995 – also (fast) so lange, wie es die deutsche LMd gibt – ist Niels fester Bestandteil der Redaktion. Er kann sich als politischer Zeitzeuge an Dinge erinnern, von denen wir anderen nur gelesen haben. Und wenn er nicht in Berlin ist, sondern auf seiner griechischen Insel ein Rudel teils sehbehinderter Katzen versorgt oder aus seinem Warschauer Domizil seine exzellenten Übersetzungen und Redigate liefert, kommt er immer mal wieder als Telefonjoker zum Einsatz.

Niels hat ein enzyklopädisches Wissen. Es gibt mehrere Spezialgebiete, über die er aus dem Stegreif stundenlang referieren könnte – was er aber nicht tut. Wir haben ihn in all den Jahren – Jahrzehnten! – nie monologisieren hören. Er hat das nicht nötig, er ist nämlich ebenso bescheiden wie wohlinformiert und eines der seltenen Wesen, die prinzipiell das Gespräch suchen: in der Eisenbahn, beim Essen, in jedweder Runde. Ein im besten Sinn Neugieriger. Er kann zuhören, und er hört zu. Wahrscheinlich weiß er deshalb so viel.

Das einzige Thema, bei dem er kaum zu bremsen ist, ist Fußball. Aber auch hier verliert Niels niemals seinen schmunzelnden Ton und seine gesunde Selbstironie: Selbst nach verheerendsten Niederlagen des VfB Stuttgart lässt er Anhänger gegnerischer Mannschaften großzügig zu Wort kommen.

Niels ist ja Fluchtschwabe, er kam als kleines Kind aus dem einstigen Westpreußen in ein Dorf nahe Waiblingen. Gelegentlich erzählt er Geschichten von den Sprach- und sonstigen Integrationshemmnissen dieser Zeit, wobei sein Unterkiefer, die schwäbische Phonetik perfekt formend, auf unnachahmliche Weise zum Einsatz kommt. Schwabenwitze aus seinem Repertoire sind vor allem deshalb komisch, weil er es ist, der sie erzählt.

Wo Niels wirklich zu Hause ist, wissen wir nicht. In Stuttgart wohnt sein Fußballherz, in Warschau seine Liebste, auf der Insel, von wo aus er seit sieben Jahren regelmäßig an seinem Griechenland-Blog für LMd schreibt, seine Katzenfamilie – und in Berlin wir, seine Redaktion. Niels ist ein wunderbarer Kollege, am Bildschirm, am Telefon, aber vor allem: in echt.

Die Redaktion von Le Monde diplomatique

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