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Problematische Aussagen zu Andrew TateWer Männlichkeit verteidigen will

Misogyne Aussagen können nicht durch ein „Ich kenne viele Frauen“ relativiert werden. Der Schauspieler Vincent Cassel hat’s trotzdem versucht.

Der Schauspieler Vincent Cassel während des Filmfestivals in Cannes im Mai vergangenen Jahres Foto: Guillaume Horcajuelo/epa

I ch erinnere mich noch genau an das erste Mal, als ich „La Haine“ sah, den französischen Film, der vom Leben in einer Banlieue bei Paris erzählt, weil er mich so beeindruckte. „Dies ist die Geschichte einer Gesellschaft, die fällt. Während sie fällt, sagt sie, um sich zu beruhigen, immer wieder: Bis hierher lief’s noch ganz gut. Bis hierher lief’s noch ganz gut. Bis hierher lief’s noch ganz gut. Aber wichtig ist nicht der Fall – sondern die Landung.“

Damals mit 17 Jahren feierten meine Freun­d*in­nen und ich dieses berühmte Zitat als besonders tiefgründig – wie eben viele andere in unserem Alter. Es ist auch der Film, mit dem Vincent Cassel, der später in Hollywood Erfolge feierte, berühmt wurde.

Sagen wir’s so, ich bin über das Interview, das er vergangenen Freitag dem britischen Guardian gegeben hat, nicht sonderlich überrascht, weil seine Aussagen denen vieler Männer in seinem Alter ähneln. Aber dass er mehr oder minder direkt Andrew Tates Misogynie gewisse Berechtigung beimisst, ist doch noch mal eine andere Qualität. Viele von den Dingen, die Tate sage, kämen „falsch rüber“, vor allem, wenn man seinen Background beachte, sagt Cassel in dem Interview. „Aber dazwischen sind Dinge, die interessant sind, weil er Männlichkeit verteidigen will.“

Wir erinnern uns: Andrew Tate ist nicht nur ein krasser Frauenfeind, rassistisch, queerfeindlich, mit Verbindung zu Rechtsextremen, er sitzt derzeit wegen mehrfacher Vergewaltigung und Menschenhandel in Rumänien hinter Gittern (auch wenn er noch nicht offiziell angeklagt wurde). Wenn man ihm da Vernunft attestiert, ist man komplett lost.

Rolle als harter Mann

Ich frage mich echt, wann dieser Typus Mann aufhört rumzuheulen, weil „Maskulinität“, wie er sie sich vorstellt, angeblich flöten ginge (und ich bin gespannt auf die Mails, die ich von ebendiesen Männern bekommen werde).

Am Witzigsten ist ja, dass diese Aussage ausgerechnet von Vincent Cassel kommt, der regelmäßig in der Rolle als „harter Mann“ gecastet wird (wie schon in „La Haine“). Aber der Schauspieler fliegt eh an der Realität vorbei, wie mir scheint; auf die Frage, ob das nicht misogyn sei, antwortete er: „Ich bin nicht misogyn. Ich bin von Frauen umgeben. Von morgens bis abends, denn ich habe drei Töchter, eine Frau, eine Ex-Frau, eine Mutter.“

Es ist die klassische „Ich habe auch einen Schwarzen Freund“-Rechtfertigung, die absolut nichts entschuldigt. Fettes Nein, Vincent. Frauen zu kennen, macht dich nicht weniger frauenfeindlich.

Und so bin ich zwar nicht überrascht, aber doch jedes Mal aufs Neue enttäuscht, wenn sich Sänger und Schauspieler als misogyne Drecksäcke entpuppen. Vergewaltigung ist für viele offensichtlich nicht gerade weit oben auf der Liste der nicht verzeihbaren Dinge. Zum Glück habe ich „La Haine“ erst vor wenigen Monaten noch mal gesehen. Mir ist die Lust an Vincent-Cassel-Filmen gehörig vergangen.

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Isabella Caldart
... arbeitet als freie Journalistin mit Schwerpunkt auf Kultur und Gesellschaft für diverse Medien und macht auch sonst allerhand Jux und Tollerei mit dem geschriebenen Wort. Frankfurt/Barcelona
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2 Kommentare

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  • La Haine war und bleibt stark, weil er die Tragik der propagierten Männlichkeit offenlegt. Wenn Cassel das bis heute nicht kapiert hat, macht das den Film nicht schlechter.

  • "Wir erinnern uns: Andrew Tate ist nicht nur ein krasser Frauenfeind, rassistisch, queerfeindlich, mit Verbindung zu Rechtsextremen, er sitzt derzeit wegen mehrfacher Vergewaltigung und Menschenhandel in Rumänien hinter Gittern (auch wenn er noch nicht offiziell angeklagt wurde). Wenn man ihm da Vernunft attestiert, ist man komplett lost."



    Gut, damit hat sich die Verfasserin des Artikels eindeutig und einseitig positioniert und ich brauch nicht weiterzulesen. Spar ich Zeit.



    Wenn mit einem Gefängnisaufenthalt argumentiert wird (den es so nicht gibt) aufgrund einer Anklage, die bislang nicht existiert, katapultiert sich aus der Debatte.



    Sorry.



    Man muss den Mann ja nicht mögen, aber derartiges ist auch als Kolumne schlicht überflüssig.