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Rekordhoch bei Erwerbstätigen

Noch nie waren im wiedervereinten Deutschland so viele Menschen erwerbstätig wie im vergangenen Jahr. Vor allem Dienstleister konnten mit der abklingenden Coronapandemie mehr Menschen beschäftigen

Trotz Energiekrise, Rezessionssorgen, hoher Inflation und Materialengpässen ist die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland im vergangenen Jahr auf ein Rekordniveau gestiegen. Sie nahm um 1,3 Prozent auf rund 45,6 Millionen zu, weil vor allem Dienstleister wie Handel und Geschäfte nach dem Abflauen der Coronapandemie wieder mehr Mitarbeiter beschäftigen. „Das waren so viele wie noch nie seit der deutschen Vereinigung im Jahr 1990“, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Der bisherige Höchststand aus dem Jahr 2019 von 45,3 Millionen Erwerbstätigen wurde um rund 292.000 überschritten.

Im Jahr 2020 hatte die Coronakrise den zuvor über 14 Jahre anhaltenden Anstieg der Erwerbstätigenzahl beendet und zu einem Rückgang um 362.000 geführt, dem 2021 ein leichter Anstieg von 65.000 folgte. Experten gehen aber davon aus, dass der Höhepunkt bei der Beschäftigung schon bald erreicht werden dürfte, da die geburtenstarken Jahrgänge („Babyboomer“) das Rentenalter erreichen.

„Eine Ursache für die Beschäftigungszunahme im Jahr 2022 war die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte“, erklärten die Statistiker. „Hinzu kam eine gesteigerte Erwerbsbeteiligung der inländischen Bevölkerung.“ Diese beiden Wachstums­impulse überwogen demnach die dämpfenden Effekte des demografischen Wandels auf den Arbeitsmarkt, der mittelfristig zu einem deutlichen Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter führen dürfte. Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) geht davon aus, dass die Erwerbstätigkeit in diesem Jahr ihren Höhepunkt erreichen wird. Ab 2024 soll die Zahl dann sinken. „Gedämpft wird die Arbeitsnachfrage der Unternehmen in erster Linie von den wirtschaftlichen Folgen der Energiekrise, aber auch die kräftige Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro dürfte negative Beschäftigungseffekte hervorrufen“, so die Forscher.

93 Prozent des Beschäftigungsaufbaus im vergangenen Jahr geht den Angaben zufolge auf die Dienstleister zurück. Hier gab es eine Zunahme um 548.000 Personen oder 1,6 Prozent. Das größte absolute Plus verzeichnete dabei der Bereich öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit mit 189.000. Auch der Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe mit plus 180.000 Erwerbstätigen beschäftigte mehr Menschen, ebenso Unternehmensdienstleister mit plus 88.000 Personen. Diese beiden Branchen konnten gleichwohl nicht ihre Verluste aus den beiden Coronavorjahren ausgleichen. Im produzierenden Gewerbe stieg die Erwerbstätigenzahl dagegen nur um 31.000 oder 0,4 Prozent auf rund 8,1 Millionen Personen. Entscheidend für die positive Entwicklung war die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die im Jahresdurchschnitt um 643.000 oder 1,6 Prozent wuchs. „Zu diesem Anstieg trug maßgeblich die positive Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung bei“, so die Behörde. Bei den Selbstständigen einschließlich mithelfender Familienangehöriger setzte sich aber der seit nunmehr elf Jahren andauernde Abwärtstrend fort: Ihre Zahl sank um 54.000 Personen auf 3,9 Millionen.

Eine Ursache für die Zunahme war die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte

Zuletzt schwächte sich die Nachfrage der deutschen Wirtschaft nach Arbeitskräften allerdings etwas ab: Sie fiel im Dezember angesichts der erwarteten Winterrezession so niedrig aus wie seit über einem Jahr nicht mehr. „Die Kräftenachfrage wurde in den letzten Monaten vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten spürbar schwächer, liegt aber weiter auf einem vergleichsweise hohen Niveau“, erklärte die Bundesagentur die Entwicklung. (reuters)

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