: Schräg schillert der Kunstmarkt
Förderung von Galerien über Coronahilfen
In Köln läuft gerade die Kunstmesse Art Cologne. Und just mit ihrer Eröffnung machte der Deutschlandfunk Recherchen publik, die zu der Annahme führen, kommerzielle Galerien hätten in der Pandemie Kulturfördergelder in Anspruch genommen, die sie eigentlich nicht benötigen.
Die Art Cologne macht die schillernde Rolle von Galerien greifbar, die jetzt ins Schlaglicht gerät. Sie ist Handels- und Warenumschlagplatz einerseits, Ort der Kunstvermittlung und Kunstproduktion andererseits. Es war letztere Rolle, die 2020 die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, damals Monika Grütters, dazu bewog, auch Galerien mit den sogenannten Kulturmilliarden des Programms Neustart Kultur über die Stiftung Kunstfonds zu fördern. 100 Millionen Euro flossen so 2020 in die bildende Kunst. Ein Drittel landeten im Kunsthandel. Darunter sind auch Häuser mit Millionenumsätzen wie das von Esther Schipper. Gut 80 Prozent der Antragsteller:innen erhielten Förderzusagen. Karin Lingl, Geschäftsführerin der Stiftung Kunstfonds, verteidigt das Förderprogramm. „Die Galerien mussten sich mit einem Ausstellungsprojekt bewerben.“ Entscheidend sei die inhaltliche Qualität gewesen, nicht der Bedarf.
Der Galerist Mehdi Chouakri sieht sich missverstanden von der Kritik. Er habe über die Förderung den Nachlass von Charlotte Posenenske weiter aufarbeiten können, dessen Verkauf kaum gewinnbringend sei. Was passiert wäre, wenn die Gelder nicht geflossen wären? Nikolaus Oberhuber von der zweifach über das Programm geförderten Galerie KOW meint, die entsprechenden Ausstellungen wären schlicht ausgeblieben. Doch überlebt hätte seine Galerie schon.
Angesichts der großen Zahl häufig prekär arbeitender Künstler:innen, von denen nur 37 Prozent der Antragsteller:innen eine Neustart-Förderung erhielten, hinterlässt die Diskussion eine andere Frage: Wie lässt sich Kunstförderung mit einem tatsächlichen Bedarf vereinbaren? Sophie Jung
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen