: Geplatztes Nichts
Neues Wahrheit-Verbot: Onkel Seifenblase
Seit vielen, vielen Jahren verbietet die Wahrheit nutzlose Rekordversuche. Dazu gehören das Umrunden von Kontinenten in ungeeigneten Verkehrsmitteln, das schwimmende Durchqueren irgendwelcher Gewässer, aber auch das Besteigen von Riesenbergen durch Lahme, Blinde und Bekloppte. Zuletzt mussten wir einem 70-jährigen tunesischen Extremtrottel untersagen, das Mittelmeer schwimmend zu durchqueren. Doch der neueste Fall von Rekord- und Hirnschwindsucht führt uns in einen Park der auf Japans kleinster Hauptinsel Shikoku gelegenen Stadt Tokushima. Dort habe ein „Seifenblasen-Onkel“ einen Weltrekordversuch unternommen, wie dpa gestern meldete. Der von lokalen Medien „Onkel Seifenblase“ getaufte Japaner habe „eine Art Girlandenseil mit 70 daran befestigten Schlaufen mit Seifenwasser befüllt. Die Girlande habe eine Länge von genau 14,31 Metern und sei damit fast zwei Meter länger als die des gegenwärtigen Weltrekordhalters aus Großbritannien. Beim Anheben der langen Girlande mit Hilfe von Stangen traten große Seifenblasen aus den Schlaufen.“ Ein irres Ereignis. Bei so viel verblasener Nichtsnutzigkeit hilft auch kein Rekordverbot der Wahrheit mehr. Am besten wäre, der Seifenblasen-onkel würde selbst platzen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen