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zurück in die zukunft

Zukunftsbilder der Vergangenheit und was man aus ihnen lernen kann, erkunden wir hier in jeder Ausgabe. Foto: science source/akg

Beim Wäscheaufhängen am Vormittag hörst du es. Erst in der Ferne einen seichten Flügelschlag, dann mischt sich der tiefere Rotorenklang dazu. Die Post kommt! Vielleicht die langersehnte Gasrechnung? Vom Balkon aus siehst du, wie der Postbote bei der Nachbarin Briefe durchs offene Fenster wirft. Du lehnst dich weit über das Balkongeländer, damit die Flügel des Postmobils nicht an der Hauswand entlangschaben. Der Postbote wendet, rauscht auf dich zu, für einen Moment kann er in der Luft stehen, und reicht dir die Post in den dritten Stock.

Heute wünschen sich die allgegenwärtigen Pa­ket­zu­stel­le­r:in­nen vermutlich auch ein wendiges Flugmobil, um über den Stau hinweg die Pakete schweißfrei in die oberen Stockwerke zu liefern. Stattdessen werden sie womöglich bald durch Drohnen ersetzt: Amazon plant noch in diesem Jahr im kalifornischen Lockeford mit der Lieferung per Drohne zu starten. Schuhkartongroße Pakete bis zu zweieinhalb Kilogramm sollen sie transportieren und 24 Kilometer am Stück fliegen können.

Die Künstler um Jean-Marc Côté lagen mit dieser Zukunftsvision für das Jahr 2000 also nicht völlig daneben. Anlässlich der fünften französischen Weltausstellung 1900 zeichneten sie Bilder vom Leben in 100 Jahren. Bekannt sind 87 Illustrationen, zu denen auch der fliegende Postbote gehört. Inspiriert wurden die Künstler von der Industrialisierung, die für wissenschaftlichen und technischen Fortschritt gesorgt hatte. Eine weitere Hoffnung der damaligen Zeit war es offensichtlich, sich zukünftig möglichst wenig bewegen zu müssen: Neben der Zeichnung vom fliegenden Briefboten wurde auf der Weltausstellung in Paris die „Straße der Zukunft“ präsentiert – ein rollender Gehweg. Sophie Fichtner

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