: Über Grauwasser und Goldwasser
Forscher*innen haben in einem Berliner Wohnblock ein alternatives Abwassersystem entwickelt – für die eigene Pflanzenzucht
Sind Klospülung und Duschwasser flüssiger Müll – oder eine Ressourcenquelle für Nahrungsproduktion, ein gutes Stadtklima und den sozialen Zusammenhalt? Für die Stadt- und Landschaftsplanerin Grit Bürgow ist die Antwort klar. Sie leitete an der TU Berlin das Projekt „Roof Water-Farm“ in einem Kreuzberger Wohnblock. Dort gibt es doppelte Abwasserleitungen, Waschwasser wird getrennt vom Klowasser gesammelt. Nachdem Bakterien das Grauwasser – also das aus Duschen und Waschmaschinen – gereinigt haben, züchteten die Forscher*innen Fische und Salat damit. Alle EU-Grenzwerte konnten eingehalten werden. Weil die Pflanzenzucht ohne Erde stattfindet, ist sie relativ leicht und kann auf Hausdächern praktiziert werden, ohne dass es zu statischen Problemen kommt. Theoretisch reichen Berlins Dächer aus, um dort mehrere hunderttausend Tonnen Frischgemüse zu züchten und damit einen Großteil des Bedarfs in der Stadt zu decken.
Aus dem Toiletteninhalt stellten die Forscher*innen „Goldwasser“-Dünger her. Mit einer Membrantechnik filterten sie Medikamentenrückstände heraus, sodass auch hier EU-Qualitätsstandards eingehalten wurden. „Wir müssen wegkommen von monofunktionalen und teuren Infrastrukturen für Energie, Abwasser, Abfall, Transport und Lebensmittelversorgung“, so Bürgows Credo. Nötig seien stattdessen Quartiere, die die Bereiche verbinden und auch die Bevölkerung einbeziehen.
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