Musk versetzt Twitter

Tech-Milliardär Elon Musk macht einen Rückzieher beim Twitter-Kauf. Seine Anwälte verweisen auf angeblich unvollständige Infos. Twitter will vor Gericht

Die turbulente Twitter-Übernahme durch Elon Musk hat die Chaos-Stufe erreicht: Der Tech-Milliardär tritt vom Kauf zurück, doch die Firma will den Deal vor Gericht durchboxen. Die Plattform, die die Welt veränderte, steuert damit auf Monate der Ungewissheit zu. Denn auch wenn Experten die Firma im Rechtsstreit in einer besseren Position sehen, bleibt unklar, ob man ihn zu einer Übernahme zwingen möchte, die er nicht mehr will.

Musks Anwälte begründeten den Rückzieher mit angeblich unzureichenden Informationen zur Zahl der Fake-Accounts bei dem Kurznachrichtendienst. Twitter konterte, man halte daran fest, den Verkauf zum vereinbarten Preis abzuschließen, und plane, dafür vor Gericht zu gehen.

Überraschend kommt Musks Kehrtwende nicht: Er hatte schon seit Wochen die Twitter-Zahlen öffentlich angezweifelt. Das wurde von Beobachtern bereits als Versuch interpretiert, den Preis zu drücken. Zu seinem Gebot wäre der Deal mehr als 44 Milliarden Dollar schwer, während Twitter an der Börse zuletzt rund 28 Milliarden Dollar wert war. Beobachter hatten spekuliert, dass Musk angesichts der Preisdifferenz nicht mehr gewillt war, an dem ursprünglichen Angebot festzuhalten.

Musk hatte im Frühjahr von sich aus zum Kauf von Twitter angesetzt. Er betonte wiederholt, es gehe ihm dabei nicht um Geld, sondern vor allem darum, die Redefreiheit auf der Plattform zu stärken. So wolle er den von Twitter verbannten ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump zurück auf die Plattform lassen.

Musk ist bereits Twitter-Großaktionär mit einem Anteil von gut 9 Prozent, den er vor Ankündigung der Übernahmepläne zusammenkaufte. Auch hier gab es Ärger. So hielt Musk die Frist nicht ein, in der das Überschreiten der Marke von 5 Prozent öffentlich gemacht werden muss. Da nach dieser Mitteilung der Aktienpreis hochsprang, wird Musk in einer Anlegerklage vorgeworfen, er habe mit der Verzögerung viel Geld beim Kauf weiterer Anteile gespart. Der Chef von Tesla und der Raumfahrtfirma SpaceX ist zwar der reichste Mann der Welt – sein auf über 220 Milliarden Dollar geschätzter Besitz besteht jedoch hauptsächlich aus Aktien. (dpa)

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