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Freiwillig geht gar nicht

Natürlich bin ich solidarisch. Den Soli für den Aufbau im Osten habe ich schon immer gerne gezahlt. Starke Schultern müssen etwas tragen. Deshalb wäre ich auch nicht dagegen, wenn jemand einen Soli für die Bundeswehr vorschlagen würde. CDU-Chef Friedrich Merz hat ja dementiert, dass er das in die Diskussion bringen wollte. Aber wie gesagt, würde es jemand fordern, ich wäre dabei. Ich bin dafür, wenn bei so einer Sache alle mitmachen – ganz sauber gesetzlich geregelt.

Gar nichts anfangen kann ich dagegen mit so freiwilligen Sachen. Wenn mir jemand sagt, ich soll aus freien Stücken darauf verzichten, mit 200 Stundenkilometern über die Autobahn zu fahren, obwohl mein Auto es hergibt – nur weil das dem Klima nutzen soll. Oder wenn ich freiwillig mehr Geld für Kaffee oder Tee bezahlen soll, damit es den Bauern in Guatemala oder Sri Lanka etwas besser geht. Und das soll dann solidarisch sein? Für mich ist das eine Ungerechtigkeit, weil ich mehr bezahle und mein Nachbar weniger. Weil ich zwar nicht mehr so viel Kohlendioxid in die Luft puste, andere aber weiter rasen. Ich nehme schließlich auch nicht in der Food-Coop die schrumpeligen Tomaten und lasse den anderen die frischen.

Wie bitte? Ich soll da was falsch verstanden haben? Solidarität heißt vorangehen, im Vertrauen darauf, dass die anderen schon noch nachkommen werden? Solidarität heißt, ein paar von den schrumpeligen Tomaten nehmen und ein paar von den frischen? Ich werde maldarüber nachdenken. Ulrich Nettelstroth

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