Neuanfang bei Hannover 96: Hoffnungsträger Stefan Leitl

Stefan Leitl mochte mit Greuther Fürth keinen neuen Anlauf auf die Erste Liga nehmen. Mit Hannover 96 setzt er sich erst mal bescheidenere Ziele.

Stefan Leitl im grünen Trikot von Hannover 96 zeigt mit Daumen und Zeigefinger eine Zwei an

Lässt 1. aktiven und 2. attraktiven Fußball spielen: Stefan Leitl Foto: David Inderlied/dpa

HANNOVER taz | Diese Taktik ist beliebt. Im ersten Testspiel unter der Anleitung des neuen Cheftrainers Stefan Leitl durften die Fans von Hannover 96 Tore in Serie bejubeln. 15:0 beim Kreisligisten SC Haßbergen: Das macht gute Laune und Lust auf mehr. Leitl und Sportdirektor Marcus Mann krempeln in diesen Tagen Hannover 96 komplett um. Mit Hilfe von neun Neuzugängen soll es gelingen, aus einem problematischen Verein wieder einen sympathischen Verein zu machen.

Mitte Juli startet Hannover 96 in seine vierte Zweitliga-Saison in Folge. Wenn nicht bald ein kleines Wunder passiert, wird die Kluft zur finanziell besser gestellten 1. Liga immer größer bis kaum noch überbrückbar. Und an aktuellen Herausforderungen wird es dem neuen Trainer in Hannover nicht mangeln. Das ­49­.­000 Zuschauer fassende 96-Stadion war – Corona hin oder her – in der vergangenen Saison kein Wallfahrtsort für Freunde von gutem und stimmungsvollem Fußball. Leitl will möglichst viele der vergraulten Fans zurück ins Stadion bekommen. Und die gesamte Stadt hinter den Verein. Er ist nicht der erste Trainer, der mit solchen Plänen bei den Niedersachsen antritt. Doch seine Vorfreude will er sich nicht nehmen lassen. „Ich hatte von Anfang an ein super Gefühl“, versichert der 44-Jährige.

Was könnte unter der Regie dieses Trainers anders, besser oder zukunftsträchtiger werden? Leitl hatte die SpVgg Greuther Fürth 2021 bis in die 1. Liga geführt. Er mochte nach dem direkten Wiederabstieg keinen neuen Anlauf mit dem Klub nehmen. In Hannover freut er sich auf einen „großen, traditionsreichen Klub, der ein Bundesliga-Standort sein kann“. Das hat er schön formuliert. Denn in der Wahrnehmung von Martin Kind, dem bei Hannover 96 seit Jahrzehnten alles entscheidenden Funktionär, gehören die „Roten“ zurück in das Oberhaus. Um das zu schaffen, benötigt der Verein smarte Vordenker, die aus relativ wenig ganz viel machen können.

Impulsgeber, nicht nur Abteilungsleiter

Was an Leitl auffällt: Der Mann bringt viel Frisches mit. Unter den zahlreichen Neuzugängen von Hannover 96 scheint es viele entwicklungsfähige Spieler zu geben, die vor allem an seine Ideen und seine Art glauben. Leitl lässt gerne aktiven und attraktiven Fußball spielen. Er versteht sich nicht als Abteilungsleiter einer Mannschaft, sondern als ihr Impulsgeber. „Er kann eine Mannschaft überzeugen“, sagt der Sportchef Mann über den Trainer Leitl. In den ersten Tagen seit dem erstaunlich frühen Trainingsstart ist in Hannover vor allem eine Formulierung immer wieder gefallen. Leitl will „ein Gefühl füreinander bekommen“. Gemeint ist, innerhalb kürzester Zeit eine neue Gemeinschaft zu bilden, die sich einig ist und Hannover 96 nicht einfach nur als Arbeitgeber versteht.

Hoffentlich hat Leitl vor der Unterzeichnung seines bis 2025 befristeten Arbeitsvertrags gründlich genug recherchiert. Mit Hannover 96 hat er sich freiwillig einen neuen Verein ausgesucht, dem in den vergangenen Jahren das Gefühl für ein gutes Miteinander regelmäßig abhandengekommen war. Immerhin scheint es bei der Kommunikation der Saisonziele, die sonst gerne der sehr ehrgeizige Kind in Eigenregie formuliert hat, eine Lernkurve zu geben. Mann und Leitl wollen mit einer stark verjüngten Mannschaft zunächst einmal einen einstelligen Tabellenplatz erreichen. Das klingt vernünftig und nicht zu defensiv. Leitl und Mann geben gemeinsam ein neues, in Hannover kaum für mögliches gehaltenes Bild ab: Sie demonstrieren Einheit und Demut.

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