Die Kunst der Woche für Berlin: Schulen, die Brücken sind
In den Werkstätten der Jugendkunstschule FRI-X BERG erarbeiten sich Schüler:innen künstlerische Freiräume. Zu sehen im Projektraum Alte Feuerwache.
Egal ob ihr ein Apfelsein unterstellt wird, die Banane in Silas Branders Comic feiert sich tanzend: „I’m a banana“. Das selbstbewusste Stück Obst, das im alte feuerwache – projektraum neben weiteren köstlichen Bildgeschichten von der Decke baumelt, entstand in der Werkstatt „Manga, Zeichnung & Comic“ mit Cäcilie Hoff und Stepan Ueding – im Rahmen der künstlerischen Werkstätten der Jugendkunstschule FRI-X BERG.
Ein pinker Berg wird ebenfalls erklommen, nur um bei der Frage zu landen, ob man es überhaupt wieder herunter schafft. Eine Hexe an der Wand, die vom Besen zu stürzen glaubt, wird eigentlich nur sanft von einem gigantischen dreiäugigen Gott angeschoben. Daneben langweilen sich ein paar Zaunpfähle über das nächste Happy End. Es gibt Splatter, Manga Heroes, und zwei Freundinnen gründen mal eben einen eigenen Buchladen.
Im FRI-X und in den beteiligten Schulen in Friedrichshain-Kreuzberg kamen 160 Schüler:innen der 6. und 7. Klasse in 12 Werkstätten zusammen, deren Werke hier noch bis Anfang Juli unter dem Titel „Brücken Beats Berlin“ zu sehen sind. Auf einer Plattform aus Anno Onno Gatjals Kurs „Keramik+“ (Aki Walker, Aniis Riska, Janne Garke, Jakob Kringel, Max Dogan, Leonin Chiout, Sanna Becher, Paula Fietz, Aylin Al-Jindaui, Hanna Moharam) treffen Eulen zwischen roh gebrannten Türmen auf einen Frosch, der mit Blumen in der Hand eindrücklich für seine Rechte demonstriert.
Eine filigrane Luftbrücke aus der Werkstatt „Textil & Nähen“ (Matea Rodenberg, Charlie Welsby, Seyran Shauogan, Lana Salah, Fatme Lemhammad, Rojin Shekhani, Yasmin Abdul Majid, Alisha Akyol, Elif Kahraman, Kübra Acar) mit Bogna Jaroslawski schlängelt sich gesäumt von Stoffen eine der tragenden Säulen im Raum hoch.
Auch die Brückenlandschaft, die Schüler:innen in der Werkstatt „Beton & Gips“ (Paola Salomé Guevera Kalz, Merle Querfurth, Mika Matt, Oskar Koblitz, John Rudnik, Enisa Özdemir, Mila Küster, Diyaa Almousa, Suzanna Cebula) in Zusammenarbeit mit Kathrin Hammelstein gebaut haben, sticht sofort ins Auge. Betonbatzen stapeln sich zu Stützen, in Gips eingesunkene Handrücken säumen das imaginäre Ufer. Dazu ein Konglomerat aus futuristischen pink-blauen Fortbewegungsmitteln und bunt eingefärbten Wesen, die zwischen Straßenmarkierungen und einem gigantischen Träger hin und her rauschen.
Irgendwie „scheiße“ sieht diese Gesamtkonstruktion laut Teilnehmer Oskar Koblitz zwar aus. Was in diesem Fall aber nur Gutes markiert: das Organische findet hier derart künstlerischen Ausdruck, dass die Installation es – wie viele der Arbeiten hier – locker mit einer UdK-Abschlussausstellung aufnehmen kann.
Für die Teilnahme an den Werkstätten sind die Schüler:innen vom regulären Unterricht freigestellt. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn der Freiraum, den sie sich in ihren Werkstätten in je nur einer Woche erschlossen haben, ist enorm.
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